News und Trends rund um MarktTreff +++ Modellprojekt auf Bundesebene
K i e l / B a d K i s s i n g e n MT 25.10.2023 – Neue MarktTreffs sind auf einem guten Weg. Das bundesweit beachtete Modellprojekt steht immer wieder auf der Themenliste bedeutender Tagungen. Und traditionsreiche MarktTreffs schaffen mit vorweihnachtlichen Ideen neue Attraktivität. All dies spricht für die erfolgreiche wohnortnahe Versorgung „Made in Schleswig-Holstein“.
+++ Wittenborn: neuer MarktTreff auf Eröffnungskurs
Zügig nimmt das Schmuckstück in Wittenborn (Kreis Segeberg) seine Form an. „Unser Ziel ist klar: Wir wollen hier etwas für die Dorfgemeinschaft tun“, sagt Holger Fürst, stellvertretender Bürgermeister und Leiter der Lenkungsgruppe MarktTreff. Langfristig wolle man einen lebendigen Raum für Begegnung und Austausch mitten im Dorf schaffen. „Wittenborn braucht diesen MarktTreff.“
Insgesamt umfass das Vorhaben mehrere Immobilien im Ortskern. Da ist zunächst der Gasthof, mit seinen rund 280 Quadratmeter großen Restaurant-, Veranstaltungs- und Treffräumen. Auf historischen Mauern basierend, wurde der Bestand sorgfältig und nachhaltig instand gesetzt. Im Dachgeschoss werden derzeit sechs Gästezimmer sowie die Praxis für eine Ärztin mit mehreren Behandlungs-, Labor- und Warteräumen ausgebaut. Die Praxis und die Gästezimmer sind barrierefrei per separatem Fahrstuhl erreichbar. „Wir haben unserer Hausärztin als Eröffnungstermin den 1. Mai 2024 zugesagt.“ Fürst sieht die Baumaßnahme, die vom Land Schleswig-Holstein mit 750.000 Euro aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes gefördert wird, auf einem guten Weg (www.wittenborn.de/der-wittenborner-markttreff/).
Ergänzt wird das MarktTreff-Gebäude durch weitere den Ortskern stärkende Immobilien. Dazu zählen im Nachbarhaus die Wittenborner Tagespflege sowie eine Remise mit eigenständigem Veranstaltungssaal und sechs Hotelzimmern. Es biete sich, so der MarktTreff-Projektleiter, eine gemeinsame Vermarktung der Zimmerkapazitäten an. „Durch unsere zentrale Lage im Kreis Segeberg haben wir Bedarfe an Unterkünften zur Karl-May-Spielzeit, bei nahen Unternehmen und für Monteure“, erläutert Fürst zuversichtlich. In Sichtweite sei noch ein Mehrgenerationenhaus für Menschen mit Einschränkungen geplant. Dieser Dreiklang bilde künftig das neue Dorfzentrum.
+++ MarktTreff: vorgestellt auf bundesweiter Tagung der DLKG
Auf sehr positive Resonanz stieß jetzt das schleswig-holsteinische MarktTreff-Modell auf der 43. Bundestagung der Deutschen Landeskulturgesellschaft (DLKG) in Bad Kissingen. Fachleute der ländlichen Entwicklung aus dem gesamten Bundesgebiet trafen sich zu dem Austausch, der unter dem Titel „Digital, mobil und vernetzt – der ländliche Raum als Chancenraum“ stand. Laut Prof. Dr. Karl-Heinz Thiemann, bis zur Tagung Bundesvorsitzender der DLKG, biete die digitale Transformation neue Lösungen für die Bewältigung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und sozialer Herausforderungen in Kombination mit den bewährten Instrumenten der Integrierten Ländlichen Entwicklung. Deshalb wurde für die Expert:innenkonferenz MarktTreff Schleswig-Holstein als ein Best-practice-Beispiel ausgewählt, das für erfolgreiches Konzept und nachhaltige Umsetzung steht (www.dlkg.org/bundestagung2023.html).
MarktTreff-Projektmanager Ingwer Seelhoff wies in seiner Präsentation im Rossini-Saal des Bad Kissingener Kurkomplexes darauf hin, dass die Stärke des MarktTreff-Modells sei, neuen Herausforderungen stets mit innovativen Lösungen begegnen zu können. Dies sei aktuell im Bereich Digitalisierung beispielsweise mit 24/7- und hybriden Ladenkonzepten der Fall. Beeindruckt zeigten sich die Tagungsteilnehmer:innen davon, dass MarktTreff auf der Basis seines Ursprungskonzeptes in über 20 Jahren seine Praxistauglichkeit eindrücklich bewiesen habe. Das weit gespannte und kontinuierlich betreute Netzwerk wurde ebenfalls als beispielgebender Erfolgsfaktor identifiziert. Gleich mehrere Anfragen gab es auf dem DLKG-Kongress für Besuche von MarktTreffs, um die multifunktionalen Dorfzentren als wichtiger Bestandteil der Orts(kern)entwicklung kennenzulernen – so aus Bayern und Baden-Württemberg. Als weiteres Praxisbeispiel aus Schleswig-Holstein stellte Julia Stargardt vom Kreis Herzogtum Lauenburg das sehr positiv verlaufende Projekt „MintesO – Fahr mit dem smarten Schulbus!“ vor, bei dem durch clevere Digitalisierung unnötige Busfahrstrecken und damit Kraftstoff- und Fahrzeugkosten eingespart sowie Umweltbelastungen reduziert werden können. Das Projekt wird in Kooperation mit dem Landkreis Nordwestmecklenburg umgesetzt (www.minteso.de).
Dem Thema mobile Nahversorgung widmete sich Martin Schmid von der bayerischen Steinwald-Allianz (www.steinwald-dorfladen.de). 17 Gemeinden im Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz tragen das Modell, bei dem seit 2018 mittlerweile rund 50 Ortschaften in einem eng getakteten Fahrplan angesteuert werden. Schmid betonte, dass es gelungen sei, die erste mobile Lotto-Annahmestelle bundesweit in das Fahrzeug zu integrieren, das mit viel Digitaltechnik ausgestattet sei. Zugleich stellte er heraus, dass die soziale Bedeutung, die der mobile Einkauf für alle, insbesondere aber die ältere Generation habe, ein sehr wichtiger Aspekt sei. Viele der im Fahrzeug angebotenen Waren kommen von rund 40 Erzeugern aus der Region. Dadurch setzte sich der rollende Laden deutlich von üblichen Supermärkten ab.
+++ Heidgraben: Fortführung des MarktTreffs in entscheidender Phase
Seit Mitte 2014 gibt es in Heidgraben (Kreis Pinneberg) einen MarktTreff. Unter dem langgezogenen Dach sorgt ein Nahkauf-Markt für die Versorgung mit Artikeln des täglichen Bedarfs, dazu kommen Lotto / Post, Bankautomat, ein Backshop, ein Friseur. Und viel Raum für Austausch, Mittagstisch, Catering, Geselligkeit und ehrenamtliche Tätigkeiten. Doch seit zehn Monaten wird in der 2.700-Einwohner-Gemeinde um die Zukunft des MarktTreffs gerungen. Anlass sind unterschiedliche Vorstellungen beim Betreiber des Nahkauf-Markts und bei der Gemeinde über die laufenden und zukünftigen finanziellen Belastungen.
Dazwischen steht die Bürgergenossenschaft, die seinerzeit die gesamte Ladeneinrichtung, Kühltruhen, den Backshop gekauft hat und an die Gemeinde vermietet. Hans-Peter Ebeling, Vorsitzender der Bürgergenossenschaft, wird langsam unruhig: „Uns bleiben noch zwei Monate für eine Lösung. Nach meiner Kenntnis hat sich kein Kaufmann oder Marktbetreiber auf die Suchanzeigen der Gemeinde beworben.“ Nun appelliert Ebeling an Gemeinde und Betreiber, doch möglichst einen gemeinsam erarbeiteten Kompromiss zu finden. Wenn eine solche Einrichtung erst einmal geschlossen ist, wird es fast unmöglich wieder reaktiviert zu werden. „Ich bleibe optimistisch, dass dieses so wichtige Angebot für die Bürgerinnen und Bürger im Ort erhalten bleibt. Es wäre schön, wir könnten gemeinsam im kommenden Jahr das zehnte Jubiläum des MarktTreff Heidgraben feiern.“
+++ Stadum, Jörl und Brodersby-Goltoft: Vorfreude auf Winterzauber, Punschen
und Trecker-Lichterfahrt
Mit vielen weihnachtlichen Ideen tragen MarktTreffs auch in diesem Jahr zur Attraktivität ihrer Dörfer und der Lebensqualität vor Ort bei. Hier Beispiele aus Stadum, Jörl und Brodersby-Goltoft: Noch einen Monat und die Menschen treffen sich wieder zum Winterzauber am MarktTreff „Lütte Koopmann“ in Stadum (Kreis Nordfriesland). Claudia Bahnsen und Thomas Paysen sorgen als Betreiber ab dem 24. November immer freitags von 16.00 Uhr bis zum „offenen Ende“ für besondere Momente der Geselligkeit – mit Produkten aus der Region. In der liebevoll dekorierten Punschbude wird Jule Glögg aus dem nahen Dänemark serviert, die Kleinen freuen sich auf den Kinderpunsch „Winterapfel“ von Steinmeier aus Husby. Die besonders leckeren Grillwürste kommen vom Schlachter aus Ladelund. Der Tannenbaumverkauf wird mit Ware aus Niebüll bestückt.
„Im letzten Jahr war die Punschbude ein Treff für alle Generationen“, sagt Claudia Bahnsen. „Viele unserer Kundinnen und Kunden freuen sich schon auf die Eröffnung.“ Mit etwas Glück wird sich der Kindergarten in diesem Jahr mit selbstgebackenen Keksen der Kleinen beteiligen. Der Winterzauber findet dann bis zum Freitag vor Silvester statt. Für Bahnsen ist der große Aufwand gerechtfertigt: „Wir machen das sehr gern. Es ist immer schön, in die glücklichen Gesichter zu blicken.“
Ähnlich groß ist die Vorfreude auf die Adventszeit beim MarktTreff Jörl (Kreis Schleswig-Flensburg). Im Dezember gibt es drei Mal das bereits traditionelle Punschen, jeweils am Dienstag, Beginn um 18.30 Uhr. Bereits am Freitag, 1. Dezember, endet die Trecker-Lichterfahrt durch die umliegenden Dörfer beim MarktTreff Jörl – dies ist der Auftakt der Saison in der Punschhütte des MarktTreffs.
„Die Kinder im Dorf freuen sich jetzt schon auf unsere Nikolaus-Aktion“, sagt Kauffrau Ingrid Schau, die den MarktTreff Jörl mit ihrem Mann Holger betreibt. „Und ich freue mich auf das Leuchten in den Kinderaugen, wenn die Jungen und Mädchen am 6. Dezember ihre gefüllten Stiefel bei uns im Laden wieder abholen.“ In guter Kooperation mit der Freiwilligen Feuerwehr Jörl gibt es am Sonnabend, 9. Dezember 2023, wieder den Tannenbaumverkauf beim MarktTreff.
Auf besondere Art verabschiedet die Dorfgemeinschaft in Brodersby-Goltoft (Kreis Schleswig-Flensburg) das Jahr 2023: Die Bürgergenossenschaft Schleidörfer, die den MarktTreff betreibt, veranstaltet Silvester, 31. Dezember 2023, ab 10.00 Uhr ein Ab-Punschen beim Dorfzentrum. Bereits am Sonnabend, 16. Dezember 2023, gibt es beim MarktTreff Schleidörfer ab 15.00 Uhr einen Weihnachtsmarkt mit Tannenbaumverkauf – auch dies ein Anlass, bei dem Menschen aus Brodersby-Goltoft und Umgebung in adventlicher Stimmung zusammenkommen.
Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs
Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter:
gruendung@markttreff-sh.de
Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter:
www.markttreff-sh.de
Das Projekt MarktTreff wird gefördert durch den europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) und das Land Schleswig-Holstein.
Fotos: MarktTreff SH / ews group, Bernhard Schneider / Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken, Rainer Deutschmann / Wittenborn, Claudia Bahnsen / Stadum, MarktTreff Jörl