MarktTreff: Viele Angebote unter einem Dach –
Schleswig-Holsteins multifunktionale Dorfzentren kurz erklärt

Die zehn häufigsten Fragen

Hier wird eingekauft, hier treffen sich Menschen, hier entsteht Bürgerengagement: MarktTreffs sind aus dem echten Norden nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile gibt es diese multifunktionalen Dorfzentren in über 40 schleswig-holsteinischen Gemeinden.

1999 startete das Land Schleswig-Holstein seine viel beachtete Initiative für die ländliche Nahversorgung. Unter einem Dach vereinen die MarktTreffs drei Säulen: Kerngeschäft (der „eigentliche“ Nahversorger), Dienstleistungen sowie Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft. Und dies alles gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort in einem Bottom-up-Prozess geplant, eingebettet in ein landesweites Netzwerk von starken Partnern. So hat sich das schleswig-holsteinische Modell der MarktTreffs zum Vorzeigeprojekt entwickelt und blickt heute auf eine schon über zwei Jahrzehnte andauernde Erfolgsgeschichte zurück. Die Projektsteuerung erfolgt über das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein, Referat ländliche Entwicklung in der Abteilung Landesplanung und ländliche Räume.

Im Folgenden finden Sie die zehn am häufigsten gestellten Fragen und die entsprechenden Antworten (FAQ / Frequently Asked Questions) zum Thema MarktTreff.

1. Was sind MarktTreffs?

MarktTreffs sind die plietsche, das heißt smarte Lösung für die Nahversorgung in Deutschlands nördlichstem Bundesland. Genauer, in Orten und kleineren Gemeinden in Schleswig-Holstein mit weniger als 2.500 Einwohner:innen.

Die Nahversorgung geht dabei über den „einfachen“ Dorfladen weit hinaus: „MarktTreff“ ist die gemeinsame Idee und Marke eines umfassenden und weitreichenden Netzwerks. Und jeder einzelne Standort bietet ein für sein Dorf maßgeschneidertes multifunktionales Zentrum – bestehend aus den drei Säulen: Kerngeschäft (der „eigentliche“ Nahversorger), Dienstleistungen plus – wie der Name schon sagt – Treffpunkt.

Und weil die ländlichen Räume und mit ihnen die einzelnen Gemeinden (nicht nur) in Schleswig-Holstein so vielfältig sind, ist zwar das alle verbindende Modell für MarktTreffs landesweit gleich, aber diese drei Säulen werden für jeden einzelnen Standort ganz individuell konzipiert – auch in ihrer Gewichtung. Das macht die große Stärke von MarktTreff aus.

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2. Warum gibt es MarktTreffs?

Bundesweit gibt es sehr verschiedene Ansätze und Initiativen, die Nahversorgung gerade für die ländlichen Räume zu gewährleisten. Die zugrundeliegenden Herausforderungen und erkennbaren Trends sind überall ähnlich: Läden und Gasthäuser schließen, Bankfilialen ziehen sich aus den Dörfern zurück, die medizinische Versorgung wird ausgedünnt, der demographische Wandel wirkt sich vielerorts noch verstärkend aus. Gleichzeitig fördern aber ein erhöhtes Umweltbewusstsein bei Verbraucher:innen neue Konsumtrends – hin zu mehr regionalen Produkten und kürzeren Wegen in der alltäglichen Versorgung.

In Schleswig-Holstein zählen rund vier Fünftel des Landes zur Kategorie der ländlichen Räume, knapp die Hälfte der Landesbevölkerung lebt hier. 

Deshalb hat das Land Schleswig-Holstein schon früh mit seiner Idee für die MarktTreffs auf die Veränderungen reagiert: Unter einem Dach vieles bündeln. Multifunktionale Zentren schaffen, die sowohl die Ortskerne stärken und neu beleben als auch für die Dorfgemeinschaft einen langfristigen Gewinn bedeuten.

Seit vielen Jahren wird das MarktTreff-Modell als lernendes Projekt kontinuierlich weiterentwickelt – gemeinsam mit starken Partnern sowie dank des Engagements vieler Bürgerinnen und Bürger in den Dörfern. Ganz im Sinne der etablierten Leitsätze der schleswig-holsteinischen Landesplanung: endogene, das heißt vor Ort vorhandene Entwicklungspotenziale ganz bewusst fördern und damit die Lebensqualität in den Gemeinden und – inzwischen auch immer häufiger ortsübergreifend – für die Regionen sichern.

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3. Was bieten MarktTreffs?

Der Kern der MarktTreff-Philosophie lautet: „Bei uns ist alles drin.“ Dank seiner drei Säulen (siehe Frage 1. „Was sind MarktTreffs?“) bietet jeder MarktTreff-Standort viele Angebote unter einem Dach.

1. Kerngeschäft: Die wirtschaftliche Säule ist in der Regel ein Lebensmittel-Einzelhandel – je nach lokalem Bedarf in unterschiedlicher Größe – vom Hofladen eines Direktvermarkters bis hin zur Filiale einer Einzelhandelskette. Auch ein gastronomisches Angebot ist vielerorts zu finden. 

2. Dienstleistungen: ob Annahmestellen für Lotto / Toto oder für Reinigung, Servicepunkt von Banken und Sparkassen, Post oder ärztliche Zweigpraxis; von Lieferdienst und Catering-Service bis zu Tourist-Information, Sprechstunde von Bürgermeisterin oder Bürgermeister sowie Bürgerbüro. Die Dienstleistungsangebote in den MarktTreffs sind sehr vielfältig und auf jeden Standort individuell zugeschnitten.

3. Treffpunkt: Jeder MarktTreff ist zudem ein Ort zum Klönen, für Information und Bildung, für gemeinsame Aktivitäten aller Generationen, Vereine und Gruppen. So stärkt er die jeweilige Dorfgemeinschaft.

Die Größe des Treffpunkts variiert dafür je nach den Bedürfnissen der jeweiligen Gemeinde: klein als „Klönecke“ direkt im Kerngeschäft, oft auch in der mittelgroßen Variante als separater Treffraum. Oder sogar als großes eigenständiges Veranstaltungszentrum, das – mit modernster Technik ausgestattet – die Funktionen eines Dorfgemeinschaftshauses übernimmt.

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4. Wie viele MarktTreffs gibt es, seit wann und wo?

Eine aktuelle Übersicht aller Standorte finden Sie auf dem MarktTreff-Internetauftritt: markttreff-sh.de/de/standorte

Was im Jahr 1999 an vier Standorten begann – darunter der MarktTreff Tetenhusen (Kreis Schleswig-Flensburg) mit Einkaufsladen und Gastwirtschaft unter einem Dach –, ist heute auf über 40 MarktTreffs in allen Landesteilen angewachsen. Weitere sind in Vorbereitung, sodass es in Schleswig-Holstein perspektivisch 50 solche Zentren geben wird (Stand: Ende 2022).

MarktTreffs gibt es landesweit in fast allen Kreisen: von Gülzow und Heidgraben vor den Toren Hamburgs im Süden bis Ladelund und Medelby an der deutsch-dänischen Grenze im Norden – auch auf der Insel Sylt (Morsum) und der Hallig Hooge gibt es inzwischen MarktTreffs.

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5. Wer betreibt MarktTreffs?

Wird das Kerngeschäft als Lebensmittel-Einzelhandel betrieben, führen es eigenverantwortlich Kaufleute oder Quereinsteiger:innen im Neben- bzw. Hauptberuf – immer öfter gemeinsam mit einem Team von ehrenamtlich aktiven Bürgerinnen und Bürgern. 

Die Betreiber:innen arbeiten dabei in der Regel mit einem der großen Lebensmittellieferanten in Schleswig-Holstein eng zusammen (gegenwärtig v. a. REWE, EDEKA und Bartels-Langness / Bela). Die Kooperation mit lokalen Produzenten und Zulieferern (beispielsweise von kleinen Höfen vor Ort) nimmt immer mehr zu, bereichert das Angebot der MarktTreffs – und zeichnet diese durch einen ganz besonderen Charme aus.

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6. Was ist der Unterschied zwischen einem Dorfladen und einem MarktTreff?

Die MarktTreffs sind dank ihres 3-Säulen-Konzepts nicht einfach nur Nahversorger, sondern im Gegensatz zu üblichen Dorfläden echte multifunktionale Zentren mit einer vielfältigen Angebots- und Dienstleistungspalette, die für die gesamte Dorfgemeinschaft da ist – und die von ihr mitgetragen wird.

Die MarktTreffs profitieren zudem von ihrer Einbettung in ein einzigartiges, landesweites Netzwerk: von der Beratung und Betreuung, dem Coaching bis hin zur sicheren Verankerung in den landesweiten Verbund mit starken Partnern.

Das Engagement und die Expertise der offiziellen MarktTreff-Partner werden gebündelt und stehen allen im Netzwerk zur Verfügung: Die über 20 MarktTreff-Partner (Stand: Ende 2022) repräsentieren nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens und sind wichtige etablierte Akteure in den ländlichen Räumen. Das aktuelle Verzeichnis aller MarktTreff-Partner finden Sie online unter: markttreff-sh.de/de/partner

Der landesweite MarktTreff-Beirat, in dem die Partner sich austauschen und innovative Ideen in die MarktTreff-Entwicklung einbringen, begleitet den gesamten Prozess.

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7. Welche Förderung erhalten MarktTreffs?

Zum einen stellt das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) aus EU-, Bundes- und Landesmitteln den Gemeinden eine infrastrukturelle Anschubförderung für MarktTreffs bereit: für die oben genannten Planungs- und Beratungskosten (siehe Frage 6. „Was ist der Unterschied ... ?“), bauliche Investitionen (etwa den nötigen Umbau eines Gebäudes zu einem MarktTreff oder den Neubau) und Investitionen in die Ladeninfrastruktur.

Den Anteil der Investitionen, der nicht durch die Fördergelder des Landes abgedeckt wird, trägt jeweils die Gemeinde (Grundlage sind die Richtlinien für die Förderung der Dorf- und ländlichen Regionalentwicklung).

Die Betreiber:innen der MarktTreffs arbeiten eigenständig; laufende Betriebskosten werden nicht gefördert.

Ansprechpartner in allen Förderfragen ist das Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung (LLnL) mit seinen Regionaldezernaten – entsprechende Kontaktdaten finden Sie online unter: markttreff-sh.de/de/kontakt

Zum anderen werden MarktTreffs durch vielfältige Beratungsleistungen regelmäßig unterstützt: Das landesweite Projektmanagement steht in allen organisatorischen Fragen als Informationsknotenpunkt zur Verfügung, ob in der Planungsphase oder laufendem Betrieb, bietet Öffentlichkeits- sowie Marketingunterstützung auf Landesebene an und veranstaltet beispielsweise regelmäßige Informations- und Vernetzungstreffen für alle Beteiligten.

Ebenso finden turnusmäßig für alle MarktTreffs wirtschaftliche Checks und Beratungsmöglichkeiten zum Thema Einzelhandel und Gastronomie statt.

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8. Welches sind die Schritte zu einem MarktTreff?

Das MarktTreff-Modell setzt konsequent auf bottom-up: Die Initiative für einen MarktTreff erfolgt immer aus der Gemeinde heraus.

Das landesweite Projektmanagement, das Land Schleswig-Holstein mit seinen Ansprechpartner:innen im Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) und im Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung (LLnL) informieren und beraten interessierte Gemeinden in allen Phasen auf dem Weg zu ihrem MarktTreff.

Die Erstinformation und -beratung markiert den Start eines mehrstufigen Verfahrens: Dieses ist für alle potenziellen Standorte landesweit gleich und hat sich bewährt, um erfolgreiche und damit wirklich zukunftsfähige MarktTreffs zu schaffen.

Weitere Meilensteine dieses Verfahrens sind eine kurze MarktTreff-Vorprüfung und eine Machbarkeitsstudie, in der gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort ein umfassendes Konzept erarbeitet wird – angefangen von der Gewichtung und Ausgestaltung der drei MarktTreff-Säulen, über Klärungen zur Wettbewerbsverträglichkeit sowie zur Architektur der Immobilie, belastbare Prognosen zur Wirtschaftlichkeit für die Gemeinde und die weiteren Beteiligten bis hin zur Einbindung zukünftiger Lieferanten für das Kerngeschäft.
Die MarktTreff-Vorprüfung und die Machbarkeitsstudie werden von der jeweiligen Gemeinde beauftragt.

Anschließende Meilensteine sind das Einreichen des MarktTreff-Förderantrags in das landesweite Auswahlverfahren und die Bewilligung durch das Land. Im nächsten Schritt erfolgt die Realisierung bis hin zur feierlichen Eröffnung des MarktTreffs als neuem multifunktionalen Dorfzentrum.

Übrigens: Auch bestehende multifunktionale Dorfläden können ohne Förderung MarktTreffs werden und so die Vorteile der Marke und des Netzwerkes nutzen, z. B. in Form einer Nutzungsübertragung für die Marke MarktTreff.

(Für ausführliche Infos beachten Sie bitte die Hinweise bei Frage 10. „Wo finde ich weitere Informationen?“.)

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9. Wie stellen sich MarktTreffs für die Zukunft auf?

MarktTreffs sind vielerorts in den Dörfern und kleinen Gemeinden die neuen Zentren – entsprechend verstehen sie sich als Experimentierorte für die ländlichen Räume insgesamt. Die Herausforderungen für diese Regionen werden zukünftig weiter zunehmen, gleichzeitig eröffnet aber insbesondere die Digitalisierung neue Handlungsperspektiven.

Erste MarktTreff-Standorte gehen voran und haben beispielsweise Angebote wie Carsharing mit E-Autos integriert oder kombinieren als MarktTreff ihren Hofladen mit einem Coworking-Space; ebenso wird die stationäre Versorgung mit Online-Angeboten verknüpft oder es werden Selbstbedienungs- und Abholboxen installiert: alles unter einem Dach.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, wie sich MarktTreffs für die Zukunft aufstellen, ist die Frage nach der langfristigen Sicherung des bestehenden multifunktionalen Dorfzentrums.

Dass im Alltag das Motto „Mein Einkauf bleibt im Dorf!“ von den Einwohner:innen wirklich gelebt wird, ist Grundvoraussetzung für jeden MarktTreff.

Stabile Formen der Trägerschaft, insbesondere in Form einer von den Einwohner:innen selbstgetragenen Bürgergenossenschaft, verstärken den bisherigen Bottom-up-Ansatz des Modells und leisten ihren Beitrag dazu, die MarktTreffs zukunftsfest zu machen. 

Ebenso hilft beispielsweise die Anbindung des eigenen MarktTreffs im Dorf an das starke Filialnetz eines großen Einzelhändlers.

Diese und weitere innovative Ansätze sind idealerweise übertragbar innerhalb des MarktTreff-Netzes, so finden einzelne Standorte innovative Lösungen und nehmen damit eine Vorbildrolle ein.

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10. Wo finde ich weitere Informationen?

Auf dem offiziellen Internetauftritt markttreff-sh.de finden Sie Informationen über das MarktTreff-Modell und alle Standorte, Neuigkeiten sowie Artikel rund um die MarktTreffs und aus dem Netzwerk der offiziellen MarktTreff-Partner – außerdem die Kontaktmöglichkeiten zu allen Ansprechpartner:innen des Projekts.

Als Basisinformation sind MarktTreff-Flyer und MarktTreff-Handbuch „MarktTreff – Lebendige Marktplätze im ländlichen Raum“ als pdf-Dateien downloadbar, inklusive allem Wissenswerten über den Verfahrensweg zu einer Förderung.

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Ansprechpartner:innen

Projektinitiator und Projektsteuerung
Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein
Abt. IX 31
Fleethörn 29-31, 24103 Kiel

Ansprechpartnerin:
Ina Alter
Telefon 0431-988-1725
Ina.Alter@mllev.landsh.de

Projektmanagement
ews group gmbh
Haus der IHK
Fackenburger Allee 2, 23554 Lübeck

Ansprechpartner:
Freimut-Christian Tiesmeyer-Roller
Telefon 0451-480 55 0, Telefax 0451-480 55 55
info@ews-group.de
www.ews-group.de

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