Erster Erfahrungsaustausch im „digitalen MarktTreff“ – Betreiber*innen diskutierten über „Gastronomie und Corona“
K i e l MT 24.03.2021 – Erstmals trafen sich jetzt im „digitalen MarktTreff“ Betreiberinnen und Betreiber aus ganz Schleswig-Holstein zu einem virtuellen Erfahrungsaustausch. Im Fokus standen vor allem die derzeitige Situation der gastronomischen Anbieter*innen in MarktTreffs zu Pandemie-Zeiten, neue kreative Ideen und deren Umsetzungen, um Außer-Haus-Angebote zu optimieren und sich auf einen Neustart unter veränderten Rahmenbedingungen vorzubereiten.
„Ich würde auch gern mein Café aufmachen – unter Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen“, sagt Manfred Langer, der in Heidgraben (Kreis Pinneberg) seit 2014 den MarktTreff mit Einkaufsladen und Bäckereibereich betreibt. Dann könnten sich die Leute zum angebotenen Mittagessen endlich wieder hinsetzen. „Gerade die Senioren, die über Wochen zu Hause waren, freuen sich, sich wieder in den MarktTreff zu setzen, einen Mittagstisch und hinterher noch eine Tasse Kaffee mit einem Stück Kuchen zu bekommen.“ Langer über die derzeitige Situation: „Ich sehe, wie unsere Senioren hier tatsächlich leiden.“
Intensive Diskussion zum Thema Außer-Haus-Verkäufe
Durch den zweiten Covid-19-Lockdown fehlten vor allem die Familienfeste merklich – neben dem gastronomischen Innerhaus-Betrieb, berichtete Hans Hermann Kophstahl, der seit über 20 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Birgit das Restaurant „Zum Fuchsbau“ im MarktTreff Tetenhusen (Kreis Schleswig-Flensburg) führt. Dieser Verlust sei auch nicht durch den Außer-Haus-Verkauf wieder aufzufangen. „Das Außer-Haus-Geschäft ist der kleinste Anteil in unserer Branche, den wir machen können“, so Kophstahl. Über die Möglichkeit, seine selbst eingemachten regionalen Produkte nebenan im Ladengeschäft von Volker Stiefel im MarktTreff Tetenhusen verkaufen zu können, freue er sich. „Die KundInnen und Kunden nehmen die verschiedenen Produkte wie Saufleisch und Rote Beete im Glas insgesamt gut an.“ Die Ungewissheit, ab welchem Zeitpunkt die Gastronomie wieder öffnen könne, beschäftige in sehr.
Eine andere Situation sei da grundsätzlich im MarktTreff Heidgraben gegeben, so Manfred Langer, da der Lebensmittelmarkt auch in Corona-Zeiten sehr gut frequentiert und die Basis sei. Im Zuge der Pandemie sei der Vor-Ort-Verzehr von Speisen und Getränken sowie der Café-Betrieb weggefallen. Da es aber ein mit dem Gesundheitsamt abgestimmtes Konzept für den Außer-Haus-Verkauf gebe, sei das Mittagsangebot mit einer wechselnden Speisekarte gut angenommen worden. Aber: „Der Trubel im Cafébereich und die Menschen fehlten.“
Ebenfalls von den Auswirkungen der Corona-Pandemie schwer betroffen ist das Restaurant „Hütter’s“ im MarktTreff Wiemersdorf (Kreis Segeberg). Betreiberin Iwona Sydow: „Unser Außer-Haus-Verkauf wird recht gut angenommen – und durch die Unterstützung der Gemeinde können wir uns einigermaßen über Wasser halten.“ Sie hoffe aber auf eine baldige Wiedereröffnung – wie auch die anderen BetreiberInnen und Betreiber der MarktTreff-Familie.
Neue Impulse und Möglichkeiten im Zuge der Pandemie
Verschiedene Konzepte für den gastronomischen Außenbereich diskutierten die Austauschteilnehmenden. Holger Petersen, der den MarktTreff Sehestedt mit Dorfladen und Imbiss „KanalTreff“ betreibt, berichtete von seiner Idee und deren Umsetzung, mobile kleine und gut durchlüftete Gästeboxen aus Holz für den Außenbereich zu schaffen. Zum einem könne damit bei schlechtem Wetter Kundinnen und Kunden Sitzplätze an der frischen Luft geboten werden, wenn Außengastronomie wieder erlaubt sei, ist sich Petersen sicher. Zum anderen lasse sich optional die Saison verlängern. Und: diese Gästeboxen könnten auch an anderen Standorten im Dorf als Attraktionen platziert werden.
Durchaus positiv zeigten sich die BetreiberInnen und Betreiber – und überlegten, ob sich diese Idee auch für ihren gastronomischen Außenbereich umsetzen lasse. Sydow merkte an, dass es wichtig sei, sich frühzeitig mit dem zuständigen Gesundheitsamt über eine mögliche Gestaltung des Außenbereiches in Verbindung zu setzen.
Eine neue Strategie realisierte Mel John Sussmann von „Mel’s Restaurant“ beim MarktTreff Viehbrook (Kreis Plön) schon zu Beginn des zweiten Covid-19-Lockdowns und setzte damit bereits Impulse. In Zusammenarbeit mit einer Marketingfirma drehte er Kochvideos und erweiterte die Social-Media-Präsenz auf verschiedenen Kanälen. Sussmann berichtete, dass er mit dem Versenden seiner „Kochkursboxen“ mit vielfältigen Zutaten ein Angebot geschaffen habe, abwechslungsreiche Gerichte für zwei bis sechs Personen zu Hause nach Videoanleitung zu kochen. Dabei gehe es nicht darum, die einzelnen Rezepte zu lernen, sondern grundsätzlich besseres Kochen zu erlernen, sagte Sussmann. Der dazugehörige Webshop – Verkauf von hofeigenen Produkten – sei eine weitere Angebotsergänzung, gleiche jedoch nicht das weggefallende Tagesgeschäft aus.
Auch nach der Pandemie sei es für ihn eine Option, betonte Mel Sussmann, die Kochkursboxen weiter deutschlandweit zu verschicken und die Präsenz auf den Social-Media-Kanälen beizubehalten und zu pflegen.
Auf große positive Resonanz stieß Sussmann bei den Diskutierenden mit seiner Vorstellung der „Luca-App“. Die App zur Kontaktverfolgung mit direkter Schnittstelle zum jeweiligen Gesundheitsamt sei aus seiner Sicht eine mögliche Option, das gesellschaftliche Zusammenleben in der Gastronomie oder im privaten Bereich wieder aufleben zu lassen. Für eine schnelle Umsetzung plädierten die Teilnehmer*innen der Runde. Die Luca-App könne ein wichtiger Baustein für die Wiedereröffnung der Gastronomie sein.
Eine Premiere war der Erfahrungsaustausch für Olaf Enßen, den neuen Marktleiter des MarktTreffs Stadum. „Ich finde es persönlich wichtig, dass man sich kennen lernt und untereinander austauscht. Alle BetreiberInnen und Betreiber haben unterschiedliche Stärken und Schwächen – jeder kann vom anderen lernen.“ Das digitale Zusammenkommen sei eine gelungene Alternative zum Zusammenkommen vor Ort in einem MarktTreff, so Enßen.
Nach einer guten Stunde endete der Erfahrungsaustausch im digitalen MarktTreff. „Eine gute Stunde ist auch im Tagesgeschäft immer machbar“, sagte Heidgrabens MarktTreff-Betreiber Manfred Langer und fand dafür große Zustimmung bei seinen Kolleginnen und Kollegen. Einige Betreiber*innen blieben auch nach dem offiziellen Ende der Diskussionsrunde noch im Treffbereich des digitalen MarktTreffs und nutzten die Gelegenheit, zum weiterführenden Gespräch. Da bestand kein Unterschied zwischen dem jetzt virtuellen und dem sonst üblichen Erfahrungsaustausch vor Ort in einem MarktTreff …
Mahlzeit! MarktTreff: Lieblings-Rezepte aus Schleswig-Holstein – von MarktTreff-Gastronom*innen und LandFrauen:
MarktTreff-Lieblings-Rezepte
Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs
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Bildmaterial: ews group, Lübeck; Holger Petersen; Mel Sussmann