Erste MarktTreff-Werkstatt im Zeichen von Digitalisierung und Nahversorgung

Bundesministerium zeigt sich beeindruckt vom MarktTreff Barkauer Land – Modernisierungsprogramm auf Erfahrungsaustausch vorgestellt

K i e l / K i r c h b a r k a u / G ü l z o w MT 30.09.2019  

Eine hochkarätige Fachrunde traf sich jetzt beim MarktTreff-Partner IHK Schleswig-Holstein in Kiel zur ersten MarktTreff-Werkstatt, die sich intensiv mit den Themen Digitalisierung, Daseinsvorsorge und Nahversorgung beschäftigte. Zur Expertenrunde gehörte auch Dr. Klaus Heider aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, der als Abteilungsleiter „Ländliche Entwicklung, Digitale Innovation“ zuvor den MarktTreff Barkauer Land in Kirchbarkau besuchte und sich beeindruckt zeigte: Das MarktTreff-Modell mit seinem Netzwerk werde in der Bundeshauptstadt immer wieder als beispielgebend genannt. Im Rahmen dieses Netzwerks trafen sich jüngst MarktTreff-Engagierte aus vielen Standorten zum Erfahrungsaustausch der Betreiberinnen und Betreiber im MarktTreff Gülzow (Kreis Herzogtum Lauenburg). Digitalisierung und Modernisierung standen dort im Fokus.

Beim MarktTreff-Partner IHK Schleswig-Holstein fand in Kiel die erste MarktTreff-Werkstatt statt.
Dr. Liane Faltermeier begrüßte für die IHK Schleswig-Holstein die Teilnehmenden an der MarktTreff-Werkstatt.

Erfolgreiche Premiere für neues Netzwerk-Format

Wie kann die Digitalisierung für die Entwicklung ländlicher Regionen Impulse setzen? Und vor allem: Was bedeutet das für Schleswig-Holstein und seine MarktTreffs? Diese Fragen bildeten den Auftakt zu einer neuen Veranstaltungsreihe, die am 24. September im Haus der Wirtschaft der IHK zu Kiel ihre Premiere feierte: MarktTreff-Werkstatt, so der Titel des jüngsten Formats innerhalb der landesweiten Netzwerk-Familie. 

„MarktTreff hat sich von Anfang an als kontinuierlich lernendes Projekt verstanden“, erinnerte Projektmanager Ingwer Seelhoff zu Beginn vor den gut 25 Teilnehmenden aus Politik, Verwaltung, Verbänden sowie Referenten aus der Forschung, der Digitalwirtschaft und dem Handel. Einigkeit bestand darin, dass die Digitalisierung viele Chancen zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit der ländlichen Räume bietet. Und: Digitalisierung solle als Unterstützung dienen – der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen. Mobilität, neues Arbeiten, Einzelhandel würden zunehmend vernetzt und smarter. MarktTreff insgesamt wurde als beispielhaftes Modell gewürdigt.

Die angeregten Gespräche und das durchgehend positive Feedback verdeutlichten schon zur Premiere: Die Werkstatt wird zukünftig als bereicherndes Forum ein wichtiger gegenseitiger Lern- wie auch individueller Vernetzungsort sein. Und sie hat bei allen Teilnehmenden Interesse auf mehr geweckt – die nächste MarktTreff-Werkstatt ist bereits in Vorbereitung.

Austausch mit Experten: MarktTreff-Werkstatt
Engagierte Diskussion (v.l.): Jürgen Blucha (MILI), Dr. Klaus Heider (BMEL), Prof. Dr. Axel Priebs (Universität Wien).
Prof. Björn Christensen von der Bürgergenossenschaft Barkauer Land, MarktTreff-Betreiber Andreas Eckelmann aus Beidenfleth und Christina Pfeiffer aus dem MILI (v.l.)
Ulrike Röhr (Präsidentin LandFrauenVerband) und Matthias Rump (Vertriebsleiter bei der REWE Markt GmbH)

Gäste aus dem Bundesministerium informierten sich ausführlich in Kirchbarkau

Mitten im alltäglichen Dorfladentrubel stand der Expertenbesuch im MarktTreff Barkauer Land: Marktleiterin Dagmar Thiele-Gliesche erläuterte Konzept, Umsetzung und Geschichte des bereits seit 2001 bestehenden MarktTreffs und fand interessierte Zuhörer: Dr. Klaus Heider aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Jan Erik Farke (BMEL), Jürgen Blucha und Christina Pfeiffer (Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration des Landes Schleswig Holstein [MILI]), Norbert Limberg (Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume) sowie Rainer Hingst (Bürgermeister der Gemeinde Honigsee), Prof. Björn Christensen (Bürgergenossenschaft Barkauer Land) und Ingwer Seelhoff vom MarktTreff-Projektmanagement.

In regem Austausch wurden Fragen der Entwicklung von multifunktionalen Dorfzentren diskutiert sowie ebenso die Herausforderungen für den Betrieb und die ehrenamtliche Unterstützung benannt. Die Berliner Gäste aus dem Bundesministerium betonten mehrfach, wie wichtig es für sie sei, umgesetzte Projekte vor Ort zu erleben und als Anregungen für ihre Arbeit in die Bundeshauptstadt mitzunehmen.

Prof. Björn Christensen, Jürgen Blucha, Dr. Klaus Heider und Dagmar Thiele-Gliesche, Marktleiterin im MarktTreff Barkauer Land (v.l.)
Christina Pfeiffer, Rainer Hingst, Prof. Björn Christensen, Jürgen Blucha und Dr. Klaus Heider (v.l.)
Erkundeten den MarktTreff: Jürgen Blucha (MILI) und Dr. Klaus Heider (BMEL)
Prof. Björn Christensen, Norbert Limberg, Dagmar Thiele-Gliesche, Jürgen Blucha, Dr. Klaus Heider, Christina Pfeiffer, Jan Erik Farke (v.l.)

Intensiver Erfahrungsaustausch zu Online- und klassischem Lebensmittelhandel
sowie neuem Modernisierungsprogramm

Im südlichsten MarktTreff Schleswig-Holsteins in Gülzow kam jetzt die „MarktTreff-Familie“ zum Erfahrungsaustausch der Betreiberinnen und Betreiber zusammen. Dort geht das Betreiberehepaar Susanne und Peter Steffens neue Wege. In der Zusammenarbeit mit myEnso der ENSO eCommerce GmbH aus Bremen werden Online- und analoger Lebensmittelhandel zusammengeführt: als „tante enso“. Thorsten Bausch, Mitgründer von myEnso, berichtete, wie auf der Basis intensiver Marktforschung und Kundenbeteiligung, robotergesteuerter Warenlogistik und der Verknüpfung von Online- und stationärem Shopsystem ein innovatives Modell entstehe. „Deshalb möchten wir gern mit MarktTreffs zusammenarbeiten. Wir bieten die Waren, Logistik und Verteilung – und Sie die Treffmöglichkeit, das Einkaufs- und Abholerlebnis.“

myEnso habe über 25.000 Produkte im Angebot, nicht teurer als bei anderen Supermärkten, so Bausch. „Zudem unsere Foodpioniere, die mit ihren Start-up-Produkten etwas richtig Neues in ein Ladensortiment bringen – und das auf dem Dorf und nicht nur für die hippen Städter.“ Derzeit können die noch geringen Bestellmengen nur per Paketdienst geliefert werden. Bausch: „Wenn wir es zusammen schaffen, mehr Anbieterstationen in der Region ins Boot zu holen – weitere Dörfer, Seniorenheime zum Beispiel –, lohnt es sich für uns, selbst zu liefern.“ Gülzow hat zunächst ein Grundsortiment an Lebensmitteln, das die Bewohnerinnen und Bewohner selbst bestimmt haben. „Partizipation ist bei uns ganz wichtig“, so Thorsten Bausch. Ein erster „tante enso“-Laden der neuen Generation ist jetzt im niedersächsischen Dorf Blender bei Bremen gestartet.

So wie der 2005 eröffnete MarktTreff in Gülzow an einer Weiterentwicklung arbeitet, wollen eine ganze Reihe von bestehenden MarktTreffs Modernisierungen angehen. Dabei unterstützt das Land Schleswig-Holstein mit einem neuen Sonderprogramm für Investitionen. Christina Pfeiffer aus dem MILI stellte beim Erfahrungsaustausch die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen vor.

Gemeinde und MarktTreff-Betreiber sollten bei Modernisierungsüberlegungen frühzeitig Kontakt mit dem zuständigen Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) aufnehmen, sich im Detail beraten lassen und das Vorgehen abstimmen. Dabei erhielten sie den offiziellen „Antrag auf Gewährung einer Zuwendung im Rahmen der MarktTreff-Modernisierung“ und weitere Hinweise für das mit einzureichende Modernisierungskonzept.

Pfeiffer rief die Betreiberinnen und Betreiber dazu auf, zusammen mit ihren Gemeinden jeweils ein kompaktes Konzept zu entwickeln. Dabei sei zu verdeutlichen, dass die Maßnahme eine nachhaltige Erhöhung des Gebrauchswertes, der Nutzungsmöglichkeiten oder der nachhaltigen Einsparung von Energie und Wasser erzielen werde. Diese Qualitätsverbesserung für den MarktTreff müsse durch das Konzept deutlich werden. Der Umfang des Modernisierungskonzeptes sei im Einzelfall mit dem LLUR abzustimmen.

„Es ist sehr erfreulich, dass wir Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe, Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes‘ zur Verfügung haben“, so Christina Pfeiffer. „Nutzen Sie deshalb diese Chance für Ihren MarktTreff und Ihre Dorfentwicklung!“

 

Im Gespräch: Christina Pfeiffer (MILI), Axel Strunk (LLUR) und Wolfgang Hinz (Bürgermeister Steinfeld)
Thorsten Bausch (myEnso) stellt das myEnso Konzept vor.
Christina Pfeiffer (MILI) erläutert das Modernisierungsprogramm.
Der myEnso-Verkaufswagen in Aktion.
1. stellvertretender Bürgermeister Wolf-Dietrich Lentz aus Wohltorf und Oliver Ohm (BBE)
Im Austausch: Christina Pfeiffer (MILI), Dieter Lorenz (Groß Vollstedt), Sven Schmidt (Wester-Ohrstedt)
tante enso Verkaufsregal im MarktTreff Gülzow
Oliver Ohm (BBE) mit Elke Bentfeld (Gemeinde Wohltorf)
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