•  ... und direkt im Treff genießen: Blick in den Dienstleistungs- und Treffbereich
  • Verkaufsteam des genossenschaftlichen Ladens ...
  • MarktTreff Schleidörfer von außen
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Teil 2: Regionale Trägerschaft als Motor für Lebensqualität

Wie stärkt MarktTreff die Region
– am Beispiel Schleidörfer


K i e l  MT 24.09.2024 – Was eine Kommune allein nicht auf die Beine stellt, schaffen mehrere Gemeinden: gemeinsam einen MarktTreff eröffnen und erfolgreich betreiben. Wie das geht? Dafür gibt es bereits gute Beispiele in der MarktTreff-Familie. Lernen Sie hier die Erfahrungen und Tipps aus den Schleidörfern kennen.

Steffi Rohr (links) und Carmen Marxsen von der Bürgergenossenschaft Schleidörfer eG
Geben im zweiten Teil unserer Serie „Wie stärkt MarktTreff die Region?" Empfehlungen und Tipps weiter: Steffi Rohr (links) und Carmen Marxsen von der Bürgergenossenschaft Schleidörfer eG

Steffi Rohr ist gemeinsam mit Carmen Marxsen Vorständin der Bürgergenossenschaft Schleidörfer eG. Oberstes Ziel der zwei „Powerfrauen“ ist es, den MarktTreff Brodersby-Goltoft (Kreis Schleswig-Flensburg) in der Region zukunftsfest zu machen – und ein neues Schleidörferzentrum zu entwickeln.

Was ist aus Sicht dieser Expertinnen bei Gründung und Betrieb einer regionalen Initiative zu beachten? Welche Impulse und Effekte hat die regionale Trägerschaft auf Bürger:innen, Kund:innen und Kommunalpolitik? Welche Empfehlungen und Tipps geben die MarktTreff-Profis gern weiter?

 

In der Schleiregion wird genossenschaftliche Trägerschaft großgeschrieben

Steffi Rohr kennt den örtlichen MarktTreff seit vielen Jahren, erst als Kundin und dann als „Retterin“. Gemeinsam mit Carmen Marxsen bildet sie den Vorstand der Bürgergenossenschaft Schleidörfer eG. Beide haben im Jahr 2020 mit 275 engagierten Bürger:innen und dem Gründungsvorstand die Genossenschaft auf den Weg gebracht, die heute rund 320 Mitglieder zählt. Gründungszweck war die Sicherung der Nahversorgung in der rund 680 Einwohner zählenden Gemeinde Brodersby-Goltoft. Voraus gegangen war die Ladenschließung durch die Vorbetreiber.

„Werde ein Teil von uns!"
„Werde ein Teil von uns!" – klare Botschaft am Infostand der Bürgergenossenschaft

Frau Rohr, was war aus Ihrer Sicht bei Gründung und Betrieb Ihres genossenschaftlich betriebenen MarktTreffs entscheidend?

Steffi Rohr: Es ist ganz einfach: Ohne die Gründung der Genossenschaft hätten wir den MarktTreff verloren. Und damit unser Einkaufen vor Ort, die Post, den Backshop, das kleine Café und den Treff. Die Gründung der Genossenschaft hat es uns als Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, den Markt zu übernehmen und selbst zu betreiben.

Frau Marxsen, wie haben Sie Ihre Nachbargemeinden zur Kooperation gewonnen?

Carmen Marxsen: Um möglichst die umliegenden Gemeinden mit ihren Bürgerinnen und Bürgern ins Boot zu holen, haben wir ganz ordentlich die Werbetrommel gerührt. Wir haben die Medien informiert, es gab einen großen Bericht in der regionalen Presse über die Gründung der Genossenschaft und welchen Sinn das macht. Und dann waren wir noch Wochen lang nach der Gründung im MarktTreff präsent.
Wir haben einen kleinen Infostand aufgestellt, unsere Mitglieder haben Interessenten informiert und gern auch neue Anteilszeichnungen entgegengenommen. Ein Service für alle, die nicht zur Gründungsversammlung kommen konnten oder für Menschen, die einfach Fragen hatten.

Welche Effekte hat MarktTreff für den regionalen Zusammenhalt?

Rohr: Der MarktTreff ist – wie der Name schon sagt – der Treff im Ort. Hier treffen Sie immer jemanden, wenn Sie mal spontan Gesellschaft wünschen. Diese alltäglichen, ungezwungenen Begegnungen sind es doch, die dazu führen, dass man sich zu Hause und als Teil des Ortes fühlt. Das ist gerade heute ganz wichtig: So entsteht Zusammenhalt von ganz allein.

Was haben die Kund:innen von der Kooperation? 

Marxsen: Die Kund:innen genießen einen großen Vorteil: vor Ort einzukaufen und auf dem neuesten Stand zu bleiben. Denn ohne den MarktTreff hätten alle weite Wege – bis zu 12 Kilometer – und sie wären nicht „up to date“, was das Gemeindeleben angeht.
Und wir sind eine Urlaubsregion: Unsere Gäste freuen sich auf unser großes Angebot an frischen Lebensmitteln, Obst, Gemüse und Backwaren – vieles aus der Region.

Blick in den Laden: Großes Angebot – vieles aus der Region.
Großes Angebot – vieles aus der Region.

Was haben Sie noch vor mit Ihrer Genossenschaft?

Rohr: Die kleine Lösung: Wir haben einen Imbisswagen angeschafft. Der sorgt für mehr Frequenz, Kunden und generiert mehr Umsatz. Zur Zeit ist der Wagen verpachtet.
Die große Lösung: Wir planen ja ein neues Schleidörferzentrum mit MarktTreff und mehr. Wenn unser Plan aufgeht, wollen wir in dem neuen Zentrum einen Imbiss fest integrieren.

Welche Tipps geben Sie interessierten Gemeinden mit auf den Weg zur regionalen Trägerschaft?

Rohr: Die Gemeinde sollte sich zuerst darüber klar werden, ob sie sich auf diesen Weg machen will. Wirklich interessierten Gemeinden raten wir dann, sich ein Team zusammenzustellen, das belastbar ist. Damit meinen wir Menschen mit Ausdauer, mit sich ergänzendem „know-how“ und mit dem Wissen, dass dieses Ehrenamt viel Zeit kostet. Wir sprechen da aus Erfahrung. Aber: Es lohnt sich!

Wird der Trend zur Genossenschaften in Zukunft zunehmen?

Marxsen: Das Modell der Genossenschaft gibt es ja schon sehr lange. In der heutigen Zeit ist dieses Modell aus unserer Sicht genau das Richtige, um solche Projekte für die Gemeinschaft umzusetzen. Deshalb wird der Trend auf jeden Fall bestehen bleiben.

Wo sehen Sie Hürden – und wie sind diese zu überwinden?

Marxsen: Wir haben ja schon einige notwendige Punkte angesprochen. Sie brauchen unbedingt viel Ausdauer und Zeit für die Gründungsphase der Genossenschaft. Und dann nochmal, um den „ganzen Laden“ zum Laufen zu bringen und zu halten. Eins ist klar: Für Ungeduldige ist das Genossenschaftsmodell nicht geeignet. 
Denken Sie daran, unbedingt die Menschen ihrer Region mitzunehmen, denn sie brauchen eine gewisse Anzahl an Zeichnern und Genossenschaftsanteilen, sonst wird das nichts. Bei der Überwindung von Hürden hilft vor allem hohe Transparenz.
Das gilt übrigens auch für den Betrieb: Bis heute informieren wir im Eingangsbereich des MarktTreff über die Ergebnisse und wirtschaftlichen Entwicklungen unserer Genossenschaft. Die Leute sollen sehen, wie es läuft. 

Haben Sie noch Tipps für eine Gemeinde, die gerade mit MarktTreff anfängt?

Rohr: Für alle interessierten Gemeinden haben wir den Tipp: Sprechen Sie Menschen mit Erfahrung an, nutzen Sie den Austausch mit ihnen und die Begleitung. Das gilt für den Genossenschaftsverband wie für das MarktTreff-Team der ews group und der BBE, die gern behilflich sind. Die Anzahl der bestehenden MarktTreffs spricht als Ergebnis für sich.

 Zusammen einkaufen im MarktTreff-Laden ...
Zusammen einkaufen im MarktTreff-Laden ...
 ... und direkt im Treff genießen: Blick in den Dienstleistungs- und Treffbereich
... und direkt im Treff genießen: „... dass man sich zu Hause und als Teil des Ortes fühlt. Das ist gerade heute ganz wichtig: So entsteht Zusammenhalt von ganz allein."
Verkaufsteam des genossenschaftlichen Ladens ...
„... hat es uns als Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, den Markt zu übernehmen und selbst zu betreiben": Verkaufsteam des genossenschaftlichen Ladens ...
MarktTreff Schleidörfer von außen
... in der beliebten Urlaubsregion an der Schlei

Erfahrene MarktTreff-Partner für genossenschaftliche Themen

Das MarktTreff-Projekt hat seit vielen Jahren zwei erfahrene Partner zu genossenschaftlichen Themen an seiner Seite: 

  • den Genoverband (Standort Rendsburg)
    Ansprechpartner:
    Joachim Burgemeister
    Telefon 04331 - 1304-1224
    www.genoverband.de
  • den Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften ZdK (Hamburg)
    Ansprechpartner:
    Mathias Fiedler
    Telefon 040 - 235 1979-7
    www.zdk-hamburg.de

Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs

Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter: 
gruendung@markttreff-sh.de

Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter:
www.markttreff-sh.de

Das Projekt MarktTreff wird gefördert durch den europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), mit Mitteln des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK).

Fotos: MarktTreff SH / ews group / Markus Scholz; privat

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