Erfahrungsaustausch der MarktTreffs:
Personalthemen eine große Herausforderung

N e u w i t t e n b e k MT 06.10.2021 – Nach vielen Monaten war es endlich wieder so weit: Die MarktTreff-Betreiberinnen und -Betreiber kamen nun erstmals seit Beginn der Covid-19-Pandemie in Präsenz zusammen. Viele neue und alte Gesichter der MarktTreff-Familie trafen sich jetzt in Neuwittenbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde), um sich über aktuelle Entwicklungen und Trends auszutauschen. Insbesondere die Themen Personal und Möglichkeiten der Umsatzsteigerung standen im Fokus der Diskussionen.

Der Einladung waren dieses Mal nicht nur langjährige MarktTreff-Expert:innen, sondern auch Neuinteressierte und zukünftige MarktTreff-Betreiber:innen aus ganz Schleswig-Holstein gefolgt. Rund 30 Teilnehmende trafen sich coronakonform zu einem lebhaften Austausch in der „Alten Scheune“ der Familie Radbruch – ganz in der Nähe des MarktTreffs Neuwittenbek, der durch den kleinen Dorfladen „De Wittenbeker Höker“ geprägt ist. Bürgermeisterin Meier hieß die „MarktTreff-Familie“ mit den Worten willkommen: „Endlich treffen wir uns in Präsenz alle wieder. Ich freue mich, so viele fröhliche Gesichter begrüßen zu dürfen.“

Kaufmann Heiner Kiel vom MarktTreff Probsteierhagen bei Kiel schilderte in einem ersten Impulsvortrag, an welchen Stellschrauben er in seinem Geschäft gezielt gedreht hat – mit großem Erfolg. Denn seit er vor einem Jahr den Lebensmittelladen – zusätzlich zu seinem Hauptgeschäft in Kiel – übernommen hat, verdoppelte er den Umsatz und gewann zahlreiche neue Kund:innen hinzu.

Der MarktTreff Neuwittenbek mit dem Dorfladen „De Wittenbeker Höker“

Kiel wies darauf hin, wie wichtig gut bestückte Verkaufsregale seien. Denn dies ziehe Kundinnen und Kunden an. Eine weitere wesentliche Stellschraube sei die Preispolitik – „also: bei mir als nahkauf-Laden gibt es keine höheren Preise als bei den großen Rewe-Märkten, sodass die Kunden bei mir nicht mehr bezahlen müssen“, so Heiner Kiel zu seiner Strategie. Zudem habe er die Öffnungszeiten seines Dorfladens erweitert: durchgehend von 7.00 bis 20.00 Uhr. Dies werde jetzt erkennbar genutzt. Für viele sei es ein Vorteil, auch nach der Arbeit schnell und mit gutem Service einkaufen zu können – ohne lange Wege über Parkplatz und durch einen großen Supermarkt mit anschließendem Schlangestehen an der Kasse. So blickt Kaufmann Kiel voller Elan und Zuversicht in die Zukunft des MarktTreffs in Probsteierhagen und plant weitere Neuerungen, zum Beispiel den Umbau der Kassenzone mit integriertem Bereich für Lotto / Toto und Post.

Beim Stichwort „ergänzende Dienstleistungen in MarktTreffs“ – wie beispielsweise Postservice und Lotto – entbrannte eine Diskussion darüber, inwieweit als Kaufmann oder Kauffrau der dafür erforderliche zusätzliche Personaleinsatz zu akzeptieren sei. Zum einem seien die zusätzlichen Dienstleistungen Kundenmagneten und Frequenzbringer in den MarktTreffs und führten so dazu, dass anschließend im Laden auch eingekauft werde. Kaufmann Sven Schmidt vom MarktTreff Wester-Ohrstedt (Kreis Nordfriesland) wies darauf hin, dass Lotto- und Toto-Spieler sehr treue Kundinnen und Kunden seien, die fast immer zur selben Annahmestelle gingen. Zum anderen wurde aber auch deutlich, dass solche Services einen erheblichen Mehraufwand für das jeweilige Personal bedeuteten.

Und Personal ist derzeit auch in den MarktTreffs ein Thema, das eine große Herausforderung gerade in den Coronazeiten bedeutet – sowohl bei den Einkaufsläden als auch in den gastronomischen Betrieben. Holger Petersen, MarktTreff Sehestedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde) und Sven Schmidt zeigten anschaulich auf, wie sie damit in ihren Unternehmen umgehen. 

Petersen berichtete, dass es ihm gelungen sei, während der pandemiebedingten Schließungen sein gesamtes Stamm-Personal zu halten. „Denn ich weiß, wie schwer es ist, in der jetzigen Zeit neue Arbeitskräfte zu finden, die auch ins Team passen“. Petersen ergänzte, dass er ständig auf Personalsuche sei und es sich wirklich schwierig gestalte, Aushilfen und Festangestellte zu finden, die auch blieben.

Marco Frech, MarktTreff Hennstedt (Kreis Dithmarschen), verwies darauf, dass er viele Schüler:innen und Student:innen als Aushilfskräfte in seinem Restaurant „Bürger Frech“ beschäftige. „Ohne diese ist die anfallende Arbeit nicht zu schaffen“, so Frech. „Vor allem ist es schwer, Arbeitskräfte für Sonn- und Feiertage zu begeistern.“ Claudia Laparose, MarktTreff Neuwittenbek, berichtete, dass sie mit Erfolg eine ebay-Kleinanzeige geschaltet und so Personal für ihren Laden gefunden habe. „Es gehört bei der Personalsuche aber auch immer Glück und viel Geduld dazu“, so die Betreiberin.

Die Besonderheit des MarktTreffs in Neuwittenbek stellte Laparose anschließend vor. Auf nur 60 Quadratmeter Fläche verkauft sie täglich frisches Brot und Brötchen, Fleischprodukte von einem Fleischermeister aus der Region, Käsespezialitäten aus der Frischetheke sowie regionale und biologisch erzeugte Produkte, die von kleinen Lieferanten selbst vorbeigebracht werden. Laparose hat beobachtet, dass sich der Kundenstamm verändert hat: Viele junge Familien kaufen vermehrt ein und schätzen die Qualität der Produkte. „Zu Beginn der Covid-19-Pandemie durfte nur jeweils eine Person zurzeit den MarktTreff betreten, sodass sich vor dem Höker immer wieder lange Schlangen bildeten. Dies hatte aber den positiven Nebeneffekt, dass sich die Leute auf diese Weise begegneten und auf Abstand Klönschnack halten konnten“, so Laparose. Die neue Glasüberdachung, die durch Corona-Förderzuschüsse vom Land ermöglicht wurde, sei da sehr hilfreich. Denn sie diene gleichzeitig als Regenschutz und Windfang und stelle so einen wesentlichen Mehrwert für den MarktTreff dar. 

Davon konnten sich die Teilnehmenden des Erfahrungsaustauschs für MarktTreff-Betreiberinnen und -Betreiber zum Abschluss selbst überzeugen: beim Besuch des MarktTreffs „De Wittenbeker Höker“. Nach und nach in Dreier- bis Fünfer-Gruppen besichtigten die Betreiber:innen den MarktTreff und waren begeistert von dem vielfältigen Angebot und dem Konzept.

Einzelhandelsexperten vor dem MarktTreff Neuwittenbek (von links nach rechts): Sven Schmidt (MarktTreff Wester-Ohrstedt), Oliver Ohm (BBE Handelsberatung) und Heiner Kiel (MarktTreff Probsteierhagen)
Angeregte Diskussion von Teilnehmenden des Erfahrungsaustauschs im Ladenbereich des „De Wittenbeker Höker“

Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs
Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter:
gruendung@markttreff-sh.de

Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter:
www.markttreff-sh.de

Fotos:
ews group / MarktTreff Schleswig-Holstein

 

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