• Markttreff Kirchbarkau am 25.02.2020
Foto: Markus Scholz

MarktTreffs sichern auch in Krisenzeiten die Versorgung in ländlichen Gemeinden +++ Einige Standorte planen neue Zentren

K i e l MT 18.03.2020 – Die aktuelle Corona-Pandemie stellt die Gesellschaft vor große Aufgaben. Bundesweit sorgen Appelle und Anordnungen für einen möglichst geordneten Umgang mit den Virusauswirkungen – soweit es aktuell machbar ist.
MarktTreff-BetreiberInnen stellen sich verantwortungsbewusst auf diese Herausforderungen ein. Die Versorgung mit Artikeln des täglichen Bedarfs wird durchgeführt – im Veranstaltungsbereich kommt es landesweit zu Einschränkungen. „Wir danken den Beteiligten für den besonnenen Umgang mit der für alle schwierigen Situation“, sagt Jürgen Blucha, Referatsleiter im Innenministerium Schleswig-Holstein, wo das landesweite Projekt MarktTreff koordiniert wird. „Einschränkungen im Veranstaltungsbereich dienen letztlich dem Schutz der Gesundheit, insbesondere der älteren MitbürgerInnen.“

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner sieht laut Tagesschau keine Gefahr für die Versorgung mit Lebensmitteln. „In Deutschland haben wir aktuell keine Versorgungsengpässe", sagte die Ministerin. „Ich appelliere daher an die Bürger, ihre Vorräte mit Bedacht, Augenmaß und umsichtig aufzustocken - dann ist genügend für alle verfügbar." Sie riet explizit von Hamsterkäufen ab. Mit Blick auf die derzeitige Situation sei nicht nur die Solidarität der Verbraucher untereinander gefragt, sondern auch "Maß und Mitte", fügte Klöckner hinzu.

Lebensmittelmärkte stellen infolge der Verunsicherung durch die Coronavirus-Krise derzeit eine deutlich erhöhte Nachfrage fest. Das betreffe vor allem Trockenlebensmittel wie Nudeln und Reis sowie Konserven und Drogerieartikel, teilte ein Sprecher des REWE-Konzerns in Köln mit. Es gebe aber kein Problem bei der Warenversorgung. Die Hersteller lieferten weiterhin und die Regale würden zügig nachgefüllt.

Markttreff Kirchbarkau am 25.02.2020
Foto: Markus Scholz

Die Warenverfügbarkeit sei nicht eingeschränkt, teilt laut ZEIT, der Handelsverband Deutschland mit. Und auch der Bundesverband des deutschen Lebensmittelhandels versichert, Deutschland sei nicht von ernsthaften Lieferschwierigkeiten betroffen.

Ministerpräsident Daniel Günther verspricht in Hinblick auf die drastischen Einschränkungen laut Hamburger Abendblatt vom 17. März: „Die Grundversorgung ist sichergestellt. Man muss da keine Sorge haben. Alle entsprechenden Läden werden geöffnet bleiben.“


MarktTreff: Nahversorgung zahlt sich aus 

In Kirchbarkau zeichne sich „ein differenziertes Bild“ ab, berichtet Dr. Dagmar Thiele-Gliesche, Marktleiterin des MarktTreffs. „Einerseits haben wir echte Umsatzsteigerungen. Die Anzahl der Kunden hat sich sehr erhöht, die Käufe haben zugenommen.“ Andererseits würde die Belieferung von Kindergärten und Kitas derzeit fehlen. Gemeinsam mit den Pfadfindern überlege man, den Lieferservice für Privatkunden auszudehnen.

Markttreff Kirchbarkau am 25.02.2020
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Dr. Dagmar Thiele-Gliesche, Marktleiterin MarktTreff Barkauer Land

Diese Einschätzung bestätigt Berit Thomsen, MarktTreff Delve: „Der Bürgermeister und die Kunden gehen sehr verantwortungsvoll mit dieser speziellen Krise um. Die Umsätze sind leicht gestiegen. Und man merkt wieder, wie wertvoll eine funktionierende Familiengemeinschaft ist.“ Über diesen Weg würden insbesondere Ältere versorgt. Thomsen plant als Ergänzung über Facebook einen erweiterten Einkaufs- und Lieferservice anzubieten.

Die Verbraucher seien verunsichert, sagt Sven Schmidt, Betreiber in Wester-Ohrstedt. In einzelnen Warengruppen seien gezielt Hamsterkäufe zu beobachten. Schmidt bereitet sich sachgerecht auf mögliche Belieferungen immobiler Kunden vor. Für das Personal werden besondere Einsatzpläne erarbeitet. „Wir sind selbstständige Kaufleute“, ergänzt Schmidt. „Wir sind uns unserer Verantwortung rundum bewusst.“

Das gilt auch für die Lieferanten. „Bei EDEKA Nord sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Außendiensts derzeit angehalten, die Reisetätigkeit und den Kundenkontakt vor Ort auf ein notwendiges Minimum zu begrenzen“, ergänzt Max Sachau, Unternehmenskommunikation EDEKA Nord. Ziel sei es, Kontaktpunkte sowie ein mögliches Infektionsrisiko zu minimieren und somit keine Menschen unnötig zu gefährden. Die Händlerinnen und Händlern würde man mit konkreten Handlungsempfehlungen zur verstärkten Hygiene und dem Kundenkontakt unterstützen.

Detaillierte Informationen zu Fragen des Coronavirus erhalten Sie auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts unter rki.de

Weitere Informationen bietet der Podcast von Prof. Christian Drosten (Virologe / Charite) auf NDR.de


Neue Entwicklungen an MarktTreff-Standorten 

Der MarktTreff „Inne Meern“ in Hennstedt (Kreis Dithmarschen) hat nach einem Wechsel einen neuen Betreiber. Der künftige Wirt kommt aus dem Dorf, hat bereits gastronomische Erfahrung und plant jetzt im Detail sein Angebot. Ein Eröffnungstermin sei ebenfalls in Abstimmung, erläutert Bürgermeisterin Anne Riecke, die sich erfreut zeigt über die neuerliche Entwicklung.

In Christiansholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist Größeres geplant: In einem neuen interkommunalen Multifunktionsgebäude sollen ab 2021 die Feuerwehr, ein Treffpunkt für Vereine sowie möglicherweise ein außerschulischer Lernort einziehen – der MarktTreff würde ebenfalls Räume nutzen. Bürgermeister Ralf Tiessen bestätigt die mehrjährige Befassung in der Gemeinde. „Der interkommunale Ansatz und die in Aussicht stehende Förderung von 75 Prozent machen eine Investition über 1 Mio. Euro für die Gemeinde überhaupt möglich“, sagt Tiessen dazu. Dabei handelt es sich um Mittel aus dem Fördertopf GAK, der Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Land, die für Projekte der Ortskernentwicklung bereitgestellt werden.

Der MarktTreff „Wittenbeker Höker“ (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist bereits seit 2001 in der Gemeinde Anlaufpunkt mit einem spezifisch regional und biologisch ausgerichteten Sortiment. Im Rahmen einer möglichen neuen Dorfkern-Entwicklung wurde über die Verlagerung des Hökers nachgedacht. Bei einer neu geplanten Dorfmitte könnte der Höker mit Mehrzweckgebäude und Terrasse eine weitere Aufwertung erfahren – er ist bereits heute gut frequentiert und Treffpunkt in der Gemeinde. Nun hofft der Arbeitskreis Dorfkern seitens der Gemeinde auf eine positive Resonanz zu den Vorschlägen.

Bereits 2017 begann die Gemeinde Groß Vollstedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde) sich intensiv mit dem Konzept MarktTreff zu befassen. Anfang März wurden die Ideen in einem Bürger-Workshop konkretisiert. Aktuell denkt man über ein neues Zentrum mit rund 470 qm Fläche nach. Die Nutzung soll nach Bürgerwillen möglichst beinhalten: einen Vollsortimenter, Café, Friseur und Fußpflege, Bäcker, Bankautomat, Lotto-Annahme, Paketdienst, Reinigung- und Schuster-Annahme. Dazu kommen ein Multifunktionsraum für Vereine, Gruppen und Büchertausch. Diese Bedarfe wurden bei einer schriftlichen Umfrage ermittelt und großteils beim Workshop bestätigt. Bürgermeister Thorsten Ladewig kündigte die Fortführung im Rahmen einer Machbarkeitsstudie an.

In Wewelsfleth (Kreis Steinburg) ist die Erleichterung groß: Aus dem ehemaligen Dörpsladen soll bald ein MarktTreff werden. Die Gemeinde plant mit Förderung von EU-Mitteln den Laden zu kaufen, zu modernisieren und dann neu zu verpachten. Ein Betreiber ist ebenfalls bereits an Bord - damit ist die Grundversorgung gesichert.

Der sh:z berichtete in seinen Regionalausgaben ausführlich über diese Entwicklungen.

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