MarktTreff geht mit betriebswirtschaftlichem Entwicklungsplan an den Start
Konsumklima hellt sich laut HDE-Barometer weiter auf
K i e l MT 05.04.2023 – Das Konsumbarometer des HDE tendiert weiter nach oben. Die „Wirtschaftsweisen“ rechnen mit einem deutlichen Sinken der Inflation ab 2024. Und auch wenn derzeit noch negative Meldungen die Medien bestimmen: Es gibt „Licht am Ende des Tunnels“ der Konjunktur. Diese vorsichtig positive Stimmung nutzt MarktTreff, um die betriebswirtschaftliche Unterstützung von Standorten auf neue Grundlagen zu stellen: Oliver Ohm von der BBE Handelsberatung erläutert das Instrument des MarktTreff-Plans.
Seit Monaten ist die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland im Aufwärtstrend. Das Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zeigt bereits zum sechsten Mal in Folge nach oben. Der anerkannte Trendindex erscheint monatlich und basiert auf einer Umfrage unter 1.600 Personen zu konsumrelevanten Faktoren. Wichtig: Dabei geben die Ergebnisse wieder, wie die Befragten die jeweils kommenden Monate einschätzen, also die erwartete Stimmung.
Diese anhaltende Erholung der Verbraucherstimmung könnte ein erster Schritt in Richtung leichter gesamtwirtschaftlicher Erholung sein. Darauf deuten Details hin: Unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern wächst die Bereitschaft, wieder mehr zu konsumieren. Dieser Optimismus kann den privaten Konsum beflügeln. Zugleich wird vermehrt mit mehr verfügbarem Einkommen gerechnet. Letztlich nehmen die Erwartungen in Richtung Konjunkturerholung zu.
Wirtschaftsweise: deutliches Sinken der Inflation in 2024
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – im Volksmund kurz die „Wirtschaftsweisen“ – deutet ebenfalls in Richtung leichte Aufhellung am Konjunkturhimmel: Als Gründe führen die Wirtschaftsweisen eine vorerst stabilisierte Versorgung mit Energie und gesunkene Großhandelspreise an. Die Inflation dürfte laut Prognose im laufenden Jahr mit rund 6,6 Prozent noch überdurchschnittlich hoch bleiben. Einen deutlichen Rückgang kündigen die Experten für 2024 an: dann auf unter 3,0 Prozent. Den Höhepunkt soll die Inflation bereits im Herbst 2022 überschritten haben.
MarktTreff-Projekt: mit Plan in die Zukunft
„Wir beobachten die konjunkturelle Entwicklung sehr genau“, sagt Freimut-Christian Tiesmeyer-Roller vom MarktTreff-Projektmanagement. Private Haushalte hätten aktuell noch deutlich höhere Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Energie. Das führt zu einem etwas diffusen Bild: „Zum einen ist der Konsum insgesamt um 4,4 Prozent zurückgegangen, zum anderen haben Privathaushalte 7,8 Prozent mehr Geld für Nahrungsmittel ausgegeben“, so Tiesmeyer-Roller.
Parallel können in Bezug auf dieses – gerade für die MarktTreffs so relevante – Segment rund um Lebensmittel zwei Entwicklungen festgestellt werden: Erstens seien hier die Preise für Verbraucher:innen überdurchschnittlich stark angezogen (im Schnitt um 22,3 Prozent binnen des zurückliegenden Jahres); und zweitens sei dies nach wie vor verbunden mit einer anhaltenden Dynamik.
Zugleich blieben enorme Herausforderungen bestehen: gestiegene Personal- und Energiekosten, zum Teil auch angezogene Mieten. In der Konsequenz hieße das für MarktTreffs: mehr Sparen sowie effizienter Wirtschaften. Deshalb sei es für MarktTreffs umso wichtiger, mit klarem Plan nach vorn zu blicken.
Oliver Ohm, Niederlassungsleiter Nord bei der BBE Handelsberatung und Ansprechpartner für die betriebswirtschaftliche Unterstützung der MarktTreffs, schlägt in die gleiche Kerbe: „Aktueller denn je ist die Frage nach der Zukunftsperspektive gerade bei den kleinen Nahversorgern. Was ist mit der Inflation, den Energiekosten, der Kaufzurückhaltung – wie wirkt sich das jeweils auf die Zahlen aus? Wir wollen unsere Unterstützung der MarktTreff-Betreiberinnen und -Betreiber künftig noch planbarer und effizienter machen.“
MarktTreff-Plan: vom Tagesgeschäft zum Steuerungsinstrument
Häufig sei es doch so: Das Tagesgeschäft überlagere vieles, vor allem die Planung für das Folgejahr. Um nicht „im Blindflug“ auf das kommende Geschäftsjahr zuzusteuern, wolle man gezielt für ausgewählte Standorte einen jeweiligen „MarktTreff-Plan“ entwerfen.
„Dazu stellen wir das Jahresgespräch auf eine neue Grundlage“, so Ohm. Alljährlich findet im Juni und Juli die Bereisung sämtlicher MarktTreff-Standorte statt. Dabei werden unter anderem die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse des zurückliegenden Geschäftsjahres besprochen. Was lief gut, was weniger gut, wie ist die Entwicklung des vergangenen Jahres zu bewerten. „Diesen Jahresgesprächen geben wir jetzt eine zusätzliche Ausrichtung: den Blick nach vorn“, so Ohm. „Gemeinsam wollen wir künftig stärker mit zukunftsgerichteten Planzahlen arbeiten – und dabei den ‚MarktTreff-Plan’ mit den Betreiber:innen austesten, diskutieren und standortspezifisch weiterentwickeln.“ Der als niedrigschwelliges Controlling-Instrument aufgebaute Plan basiert auf einer Auswertung der wesentlichen Kennzahlen und Kostenfaktoren im Dorfladen-Kerngeschäft und einer darauf aufbauenden Prognose für das kommende Geschäftsjahr.
„Ganz wichtig: Anhand der Hauptkostenfaktoren wie Rohertrag, Personal- und Energiekosten werden wir Ziele für das nächste Jahr abbilden. Teilnehmende Betreiber:innen bekommen die Auswertung kommentiert und mit Planung für das Folgejahr an die Hand", ergänzt Ohm. „Die Zahlen werden wir übers Jahr beobachten, kontrollieren und gegensteuern. Das macht es für alle in Zukunft einfacher, laufende Entwicklungen einzuordnen und zu bewerten – und wo notwendig, schnell zu optimieren.“ Denn auf dieser Basis werden für die konkrete Standortsituation auch mögliche Maßnahmen und Instrumente besprochen, um den Betrieb für das kommende Geschäftsjahr zu rüsten. „So wollen wir die Widerstandskraft in Krisenzeiten verbessern und zugleich die MarktTreffs vorbereiten auf die hoffentlich anziehende Konjunktur.“
BBE-Geschäftsführer Dr. Johannes Berentzen aus München sieht in dem neuen „MarktTreff-Plan“ eine wichtige Unterstützung für die Betreiber:innen wohnortnaher Versorgung mit multifunktionaler Ausrichtung: „Wir haben einen guten Blick auf die bundesweiten Entwicklungen – von Dorfläden wie Tante-M im Süden bis zu den Ansätzen in Mecklenburg-Vorpommern und natürlich Schleswig-Holstein.“ Die über 40 MarktTreffs erhielten durch den „MarktTreff-Plan“ ein starkes Instrument zur Zukunftssicherung.
MarktTreff-Lieferant: Nahversorgung mit guten Perspektiven
Michael Möller, seit 2006 Betriebsberater bei Bartels-Langness (Bela), sieht MarktTreff für das Jahr 2023 gut aufgestellt. „Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt, dass wir krisenfest, bedarfsorientiert und vorausschauend agieren und handeln“, bestätigt Möller die Entwicklung. „Die MarktTreffs sind immer flexibel und offen für neue Impulse – sowohl in den Dörfern als auch bei der grundsätzlichen Weiterentwicklung des MarktTreff-Modells auf Landesebene.“ Bartels-Langness habe gerade die Nahversorgung in ländlichen Räumen stets mit im Fokus. „Wir haben in der 130-jährigen Unternehmensgeschichte immer die kleineren Geschäfte im Blick gehabt und beliefern aktuell in Norddeutschland über 60 Dorfläden, bundesweit über 1.500 Kaufleute“, so der erfahrene Experte.
Ganz besonders für die kleinen Einheiten sei ein kontinuierlicher Austausch für alle Beteiligten sehr hilfreich. Michael Möller: „Wir als Bela können da in vielen Bereichen mit unserem Know-how und unseren Fachspezialistinnen und -spezialisten unterstützen.“ Im Zusammenspiel zwischen Kaufleuten, Bela und MarktTreff-Projektteam könnten so sehr gut die aktuellen Herausforderungen und innovative Entwicklungen angegangen werden.
Bartels-Langness beliefert sieben MarktTreff-Läden direkt. Die meisten Lebensmittelläden in MarktTreffs versorgt die EDEKA (zehn) – vier davon sind Filialbetriebe. Die REWE ist mit ihrer nahkauf-Schiene vertreten – sieben Läden sind mit REWE-Produkten bestückt. In drei MarktTreffs betreibt Tante Enso 24/7-Läden, im Kernsortiment beliefert von der Bela. Besonders kleine MarktTreff-Läden organisieren sich zum Teil selbst oder über Speziallieferanten (zum Beispiel Grell Naturkost).
Erfahrungsaustausch der MarktTreff-Betreiber und -Betreiberinnen in Glasau
Am 26. April 2023 widmet sich die Erfahrungsaustauschgruppe von MarktTreff dem Schwerpunkt Betriebswirtschaft.
Die Veranstaltung findet statt in der Gemeinde Glasau, die seit März 2023 einen MarktTreff mit 24/7-Laden von Tante Enso hat.
Als Referenten haben zugesagt:
- Dierk Böckenholt, Hauptgeschäftsführer Handelsverband Nord
- Oliver Ohm, Niederlassungsleiter Nord der BBE Handelsberatung
An der Diskussion nehmen zudem teil:
- Ina Alter, Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz
- Hans Joachim Am Wege, Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag
- Bernhard Horstmann, MarktTreff-Koordinator der Gemeinde Glasau
Interessierte MarktTreff-Betreiber:innen können sich noch bis 18. April anmelden über info@markttreff-sh.de.
Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs
Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter:
gruendung@markttreff-sh.de
Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter:
www.markttreff-sh.de
Fotos: MarktTreff SH, ews group, Markus Scholz; Grafik: HDE