MarktTreff auf der Grünen Woche 2023
in der Bundeshauptstadt nachgefragt
Schleswig-Holstein hat den Vorsitz bei ArgeLandentwicklung übernommen
B e r l i n MT 02.02.2023 – Beim Neustart der Internationalen Grünen Woche (IGW) mit Publikum kamen jetzt über 300.000 Besucher:innen in die Messehallen unter dem Berliner Funkturm. Das Thema Nahversorgung insbesondere in ländlichen Räumen stand in diesem Jahr zwar nicht im Hauptfokus, war aber mit innovativen Beispielen präsent. So präsentierte REWE seinen Einkaufs-Bus für ein Modellprojekt in Hessen. Und das schleswig-holsteinische MarktTreff-Modell war an mehreren Punkten nachgefragt – unter anderem auf dem 16. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung mit seinen rund 2.700 Teilnehmenden und am Messestand der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins.
Deutlich weniger Aussteller:innen und Besucher:innen verzeichnete die Messe Berlin auf der IGW: 1.400 Aussteller:innen (400 weniger als unmittelbar vor Beginn der Corona-Pandemie), 300.000 Gäste (100.000 weniger als im Rekordjahr 2020). Die Messe ist aber bemüht, Aussteller:innen zurückzugewinnen, die in diesem Januar nicht dabei waren, beispielsweise die Bundesländer Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Beide Länder hätten aber glaubhaft signalisiert, sagt Grüne-Woche-Messechef Lars Jaeger, in 2024 wieder dabei zu sein.
Auf großes Interesse stieß das Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, das sich an zwei Tagen im CityCube beim Messegelände dem Themenfeld „Land. Kann. Klima. – Klimaschutz und Klimaanpassung in ländlichen Regionen“ in einem hybriden Format widmete: 1.000 Fachleute waren vor Ort in Berlin, 1.700 Teilnehmende waren online zugeschaltet. Im Rahmen des Zukunftsforums präsentierte die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung ein Fachforum unter dem Titel „Land.Klima.Entwicklung.Wandel“ – gemeinsam mit der Deutschen Landeskulturgesellschaft (DLKG). Schleswig-Holstein hat mit Jahresbeginn den Vorsitz der ArgeLandentwicklung für den Zeitraum 2023-2025 übernommen.
Bei der Eröffnung des Zukunftsforums sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Egal ob Energieversorgung und Mobilität der Zukunft, regionale Wirtschaftskreisläufe oder besserer Schutz vor Extremwettern: die Menschen in den ländlichen Räumen spielen bei der Entwicklung und Umsetzung von Lösungen eine Schlüsselrolle. Wenn wir die Potentiale der ländlichen Räume heben und fördern, sind sie unsere Pioniere und Zukunftsgestalter für einen neuen Wohlstand. Dieser fußt auf einer nachhaltigeren Art des Wirtschaftens mit kurzen Wertschöpfungsketten und einer regionalen Verarbeitung.“
In zahlreichen Fachgesprächen auf dem Zukunftsforum ging es immer wieder um das schleswig-holsteinische Nahversorgungsprojekt MarktTreff. So sagte Huberta Bock vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dass die MarktTreffs zur nächsten Bundestagung der Deutschen Landeskulturgesellschaft eingeladen würden, „weil sie einfach so toll sind, weil sie einfach die Nahversorgung und das soziale Miteinander verbinden. Und das ist genau das, was wir im Dorf brauchen.“ Darum seien die MarktTreffs so wichtig und sollten bundesweit dargestellt werden. „Nahversorgung ist wirklich eine große Herausforderung“, so Bock weiter. „Wir werden sehen: reicht ein Dorfladen alleine, muss man noch was anderes überlegen? Wo können wir womöglich noch zusätzlich mobile Angebote auch einbinden, sodass die Leute, die vielleicht nicht in einen Dorfladen gehen können, trotzdem den sozialen Zusammenhalt spüren und auch versorgt werden können.“ Die Bundestagung ist im Oktober 2023 in Bad Kissingen geplant.
In einem kurzen Austausch ließ sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir über den aktuellen Stand des MarktTreff-Modells informieren und wünschte für die weitere beispielhafte Entwicklung viel Erfolg. Am Stand der Arbeitsgemeinschaft der Akademien Ländlicher Raum in den deutschen Ländern in der Halle Hub 27 musste Torsten Sommer, Geschäftsführer der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins, immer wieder Fragen zum vom Land Schleswig-Holstein initiierten MarktTreff-Modell beantworten. „Man kann ganz klar sagen, dass MarktTreff inzwischen eine Marke geworden ist, die hier auch interessiert nachgefragt wird von anderen Bundesländern – die Furore macht über die Grenzen von Schleswig-Holstein hinaus.“ Es sei ein Netzwerk und lernendes Projekt entstanden. Eigentlich könne sich jedes Dorf in Schleswig-Holstein, wenn es sich diesen Fragen widme, beim Netzwerk MarktTreff Schleswig-Holstein informieren und dann über einen Prozess für das eigene Dorf ein Modell, einen eigenen MarktTreff in einer Ausprägung passend für das Dorf, entwickeln – mit Beratung und Begleitung.
Laut Sommer begleitet die Akademie für die Ländlichen Räume als Netzwerk-Partner schon viele Jahre das MarktTreff-Modell. „Es ist ein Super-Projekt. Es ist flächenhaft in Schleswig-Holstein etabliert. Es wächst gesund, nicht schnell – aber es wächst gesund, immer weiter.“ In Berlin auf der IGW erlebe die Akademie, dass das Interesse an diesen Themen und Schleswig-Holstein groß sei. „MarktTreff ist ein Beispiel. Dörpsmobil ist ein weiteres, DorfFunk ein drittes. Also scheinbar produzieren wir da doch immer wieder gute Ansätze, die über die Landesgrenzen hinaus tragen.“
Aktuell beschäftigt sich Miriam A. Markowski von der BürgerStiftung Hamburg in einer Dissertation mit dem Thema Nahversorgung und nimmt dabei auch die MarktTreff-Idee unter die Lupe. Aus ihrer Sicht sei entscheidend und trage zum Erfolg bei, dass es bei MarktTreff ein Zusammenspiel von Kommune, Betreiber:in, und nach Möglichkeit auch Bürger:innen sei. „Denn dieses Zusammenspiel ist das Entscheidende, um dort keinen im Regen stehen zu lassen.“
Einkaufs-Bus in Hessen als Pilotprojekt
Einen weiterentwickelten Weg der rollenden Nahversorgung präsentierte die REWE Group auf der Grünen Woche mit ihrem Einkaufs-Bus. Das Gemeinschaftsprojekt von REWE und der Deutschen Bahn (DB) soll im März in rund zehn Gemeinden rund um Kassel in Nordhessen starten. In dem umgebauten, 18 Meter langen Gelenkbus gibt es rund 700 Artikel. Das Angebot entspricht dem eines typischen Supermarktes und reicht von frischem Obst und Gemüse über gekühlte Frischwaren und Tiefkühlprodukte bis hin zu Getränken und Kosmetik. Außer Fairtrade-Produkten gehören zum Sortiment zu einem großen Teil regionale Waren mit den Qualitäts- und Herkunftszeichen „Geprüfte Qualität Hessen“ und „Bio aus Hessen“.
Priska Hinz, Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Hessen, stellt Argumente für den Einkaufs-Bus heraus: „Mit dem rollenden Supermarkt gibt es eine neue, komfortable Einkaufsmöglichkeit. Das ermöglicht kurze Wege und macht das Leben im ländlichen Raum attraktiver. Die Kundinnen und Kunden können so vor ihrer Haustür regional und ökologisch produzierte Lebensmittel aus Hessen kaufen.“
Gesteuert wird das Fahrzeug von einem Fahrer der DB-Tochter DB Regio Bus Mitte, die auch die Wartung übernimmt. Ein REWE-Mitarbeitender ist für den Laden und die Kasse mit an Bord. Zusätzlich eingebaute Klimaanlagen sollen für einen angenehmen Einkauf sorgen. Hochleistungsakkus sollen dem Einkaufs-Bus eine Standzeit bis zu acht Stunden ohne externe Stromversorgung ermöglichen.
Der Einkaufs-Bus ist der nächste Schritt einer Kooperation von REWE und DB. Im Jahr 2021 hatte bereits ein Supermarktzug an einer Reihe von Bahnhöfen in Hessen Station gemacht. Der Einkaufs-Bus soll nun jeweils zu festen Zeiten mehrere Gemeinden in den Landkreisen Kassel, Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg anfahren.
Mit dem Pilotprojekt soll ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden, da weniger Menschen per Auto zum nächsten Supermarkt fahren müssten. „Was auf der Schiene begann, findet nun auf der Straße seine Fortsetzung“, sagt Jürgen Scheider, Vorsitzender Geschäftsleitung REWE Mitte. „Der Gedanke dabei ist, neue Wege in der Nahversorgung zu erschließen – mobil, regional und nachhaltig.“ Und für Frank Klingenhöfer, Vorstand DB Regio AG, steht fest: „Der Einkaufs-Bus soll in ländlichen Gebieten eine alltagstaugliche Alternative zum Auto werden. Das ist nicht nur bequem, sondern auch klimafreundlich und sichert qualitativ hochwertige Versorgung in der Fläche. So gelingt die Mobilitätswende.“
Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs
Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter:
gruendung@markttreff-sh.de
Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter:
www.markttreff-sh.de
Fotos: ews group, MarktTreff SH, Messe Berlin