Lebenshilfe SH ist Partner der MarktTreffs:
Gleichstellung von Menschen mit
Behinderung beginnt bei uns allen

K i e l MT 09.03.2021 – Seit dem 15. Dezember 2020 ist die Lebenshilfe Schleswig-Holstein neue Partnerin des Projektes MarktTreff. Alexandra Arnold aus der Geschäftsführung des Verbands hat eine klare Haltung dazu: Für sie und ihr Team gehört Inklusion auf jede Tagesordnung – die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung beginnt bei uns allen. Vor 60 Jahren durch Eltern von Kindern mit Behinderung gegründet, hat der Verband heute vielfältige Aufgaben. Im Mittelpunkt – so Arnold im Gespräch – stehe dabei immer: der Mensch. 

Alexandra Arnold

Was macht die Lebenshilfe aus? In welchen Feldern engagiert sich Ihre Organisation?

Alexandra Arnold: Bitte lassen Sie mich dazu ein wenig ausholen. Natürlich hat sich in den vergangenen sechs Jahrzehnten eine Menge für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung getan. Die Gesellschaft ist generell offener und bunter geworden. Ging es früher um mehr Akzeptanz und Einbindung, so verfolgen wir heute das Ziel, dass Menschen mit Behinderung so selbstbestimmt wie möglich leben können. Wir bieten die gewünschte Assistenz und Unterstützung dazu. Eine unserer Säulen ist die Eltern- und Selbsthilfe, organisiert in Orts- und Kreisvereinigungen mit rund 260 Kontaktstellen in Schleswig-Holstein und Hamburg. Hier sind tausende Menschen ehrenamtlich engagiert.

Und dann sind wir auch noch Fachverband und bieten Informationen und Austausch in Arbeitskreisen von der Frühförderung über Kitas und Familienzentren bis zu familienstützenden Diensten und Schulbegleitung. Aufgabenbezogen arbeiten wir eng zusammen mit dem Paritätischen SH und dem Diakonischen Werk.

Die Landesarbeitsgemeinschaften (LAG) für Bewohnerbeiräte und Werkstatträte unterstützen wir und organisieren z.B. den Erfahrungsaustausch. Allein in den Werkstätten arbeiten fast 12.000 Menschen und mehr als 40 Werkstatträte aus Schleswig-Holstein sind in der LAG Mitglied.

Welche weiteren Themen prägen Ihre Arbeit?

Alexandra Arnold: Wir sind in unserer Beratungsstelle ganz persönlich für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen da – seit mehr als 50 Jahren. Dabei geht es um Fragen von Partnerschaft, Sexualität, Begleitende Elternschaft oder der gezielten Hilfestellung bei Antragstellungen. Selbsthilfe ist ein wesentlicher Ansatz unseres Verbands. Für uns zählt, Menschen mit Behinderung sind Experten für ihr eigenes Leben. Wir begleiten und unterstützen sie. 

Unser Projekt Migration und Behinderung bietet Information und Unterstützung, dazu kooperieren wir mit verschieden sprachigen Dolmetschern. Stichwort Sprache. Unser Institut für Leichte Sprache ermöglicht den barrierefreien Zugang zu Informationen – ein ganz wichtiger Beitrag zur Inklusion. Hier bieten wir mittlerweile auch Inhouse-Schulungen und Webinare an.

Und seit 2007 stoßen wir mit unserem Inklusionsbüro gezielt den gesellschaftlichen Wandel an hin zu einem gleichberechtigten Miteinander von Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt. Das ist ein kurzer Blick auf unsere Arbeitsfelder. Dahinter stehen engagierte Mitarbeiter:innen der Lebenshilfe SH mit ihrer ganzen Kraft.

Und wo sehen Sie die Anknüpfungspunkte zu den MarktTreffs?

Alexandra Arnold: Es gibt bereits gute Beispiele für Kooperationen. So sind im MarktTreff Kirchbarkau (Kreis Plön) Menschen mit Behinderung in den täglichen Betrieb eingebunden. Frau Thiele-Gliesche, die Marktleiterin, macht das ganz hervorragend. Die Mitarbeiter:innen unterstützen sie dabei und alle bilden ein selbstverständliches inklusives Team. Am Standort Gülzow (Kreis Herzogtum Lauenburg) war ja über viele Jahre die Lebenshilfe Mölln-Hagenow in den MarktTreff-Betrieb eingebunden. Das ist leider nach einem Betreiberwechsel beendet worden.

Aber beide Beispiele geben die Richtung vor. Wir würden uns noch mehr gemeinsame Aktivitäten mit MarktTreffs wünschen. Im Einzelhandelsbereich, in der Gastronomie, bei Dienstleistungen wie Lieferservice – wir sind da sehr offen und stehen für Anregungen und Kontakte gern zur Verfügung. 

Nun wird auf Landesebene ein neuer Landesaktionsplan erarbeitet. Eine Veröffentlichung ist für 2022 geplant. Mögen Sie uns einen kurzen Einblick geben über die Ziele und den aktuellen Stand?

Alexandra Arnold: Zunächst einmal bin ich der Landesregierung sehr dankbar für diese Initiative. Anlass ist die UN-Behindertenrechtskonvention und ihre Umsetzung in Schleswig-Holstein. Ziel ist es, die Inklusion generell weiter voranzutreiben – sei es im Bereich Freizeit, bei der Arbeit oder der Bildung. 

Bei der Entwicklung konkreter Maßnahmen in den ländlichen Räumen für den Landesaktionsplan bin ich mit Christina Pfeiffer aus dem Innenministerium ins Gespräch gekommen. Gemeinsam haben wir festgestellt, dass wir konkrete Anleitungen und Beispiele benötigen, wie Menschen mit Behinderung intensiver in gemeindliche Projekte wie zum Beispiel MarktTreff eingebunden werden können. Ebenso sollen für Projekte zur Daseinsvorsorge mit ELER-Förderung Auswahlkriterien formuliert werden, um die Bedarfe von Menschen mit Behinderung stärker zu berücksichtigen. Viele Schleswig-Holsteiner:innen haben sich bei der Formulierung konkreter Vorhaben eingebracht. Und zwar nicht nur Menschen mit Behinderung. 

Aktuelle Informationen zum Landesaktionsplan mit Hinweisen zu Beteiligungsmöglichkeiten finden Sie unter
https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/Themen/Soziales/UNBRK/Landesaktionsplan/Beteiligung/Beteiligung_node.html

Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs:
Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter 
gruendung@markttreff-sh.de

Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter
www.markttreff-sh.de

Die Lebenshilfe SH im Internet:
www.lebenshilfe-sh.de

Kontakt:
Lebenshilfe Schleswig-Holstein e. V., Kehdenstraße 2-10, 24103 Kiel
Telefon 0431-66 118 0
info@lebenshilfe-sh.de 

Fotos / Copyright:
Portrait: Lebenshilfe SH
Alle Gruppenfotos: Lebenshilfe SH / David Maurer

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