MarktTreff: Kochen für die Gemeinschaft – am besten frisch, regional, lecker und stets bezahlbar

K i e l  MT 05.11.2021 – Die Corona-Zeit hat sogar die Ernährungsgewohnheiten der Menschen verändert: Es wurde wieder häufiger mit frischen Lebensmitteln selbst gekocht. Und der Aspekt „gesunde Ernährung“ hat an Bedeutung gewonnen. Eine besondere Art dieser neuen Küche wird in einigen der rund 40 MarktTreffs gepflegt: Hier wird für „die Gemeinschaft“ gekocht – mit meist regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Und so wird dort bewusst auch das Wegwerfen von Lebensmitteln vermieden. Wir stellen Ihnen drei ausgewählte Beispiele dieses Trends vor.

„Wir haben bereits um die 24.000 Mahlzeiten gekocht“, sagt Johannes Kuhnhardt vom MarktTreff Koberg e. V. im Kreis Herzogtum Lauenburg mit einem breiten Lächeln. Begonnen hat alles im Juni 2009 – und Kuhnhardt ist gemeinsam mit „Chefköchin“ Regina Tiedemann von Beginn an dabei: „Nach all den Jahren war es uns wichtig, auch während Corona unseren gemeinsamen Mittagstisch aufrecht zu erhalten.“ Dreimal die Woche gibt es das leckere Angebot, das regelmäßig zwischen 8 und 16 Esserinnen und Esser findet. Dabei liegt die Altersspanne zwischen 4 und 94 Jahren. 

„In den vergangenen anderthalb Jahren habe ich die Essen im Dorf verteilt“, sagt Kuhnhardt. „Wir sind sehr froh, dass wir seit dem 18. Oktober wieder im MarktTreff in gewohnter Runde zusammen speisen.“ Der Austausch sowie das Plaudern sei ein wesentlicher Aspekt des Angebots: „Natürlich kommen auch einige Alleinstehende zu uns. Für sie ist der mittägliche Treff eine willkommene Abwechslung.“

Regina Tiedemann ist ausgebildete Hauswirtschaftlerin und kocht leidenschaftlich gern. Einige der Zutaten kommen aus ihrem eigenen Garten, da weiß jeder, dass Qualität und Frische stimmen. Fleisch und Fisch, die hin und wieder den Speiseplan bereichern, werden bevorzugt aus der Region bezogen. Immer freitags steht seit drei Jahren Andre Flindt am Herd – „ein ausgebildeter Koch“, so Kuhnhardt. Und wenn mal Not am Herd ist, füllt ein großartiger Hobbykoch gern diese Lücke. „Mit diesen Aktivitäten bereichern wir natürlich auch unseren MarktTreff“, ergänzt Kuhnhardt. Nach dem Erfolgsgeheimnis des kulinarischen Angebots gefragt, zögert er nicht lange: „Man braucht schon einen starken Willen und Durchhaltevermögen. Und das haben wir alle gemeinsam.“ 

So „nebenbei“ ist Kuhnhardt ebenfalls in der Theatergruppe Koberg aktiv. Die Erwachsenengruppe existiert seit 1993, die Kindergruppe seit 2014. Ihre Bühne steht im Kulturhof des MarktTreffs: „Ich schreibe unsere Stücke selbst, die ungefähr alle zwei Jahre aufgeführt werden. Das ist jedes Mal ‚der Burner’, denn alle warten auf die aktuellen Dorfgeschichten, die ich dabei verarbeite.“ Auch das ist ein guter Anlass für Zusammenkommen und Kommunikation. Ergänzt wird das MarktTreff-Angebot in der lauenburgischen Gemeinde durch Gruppen für Freizeit, Fitness, Kino, Krabbelgruppe für die Kleinen – und „Die kleine Backstube“ für den täglichen Einkauf.

In Kirchbarkau im Kreis Plön ist gerade ein runder Geburtstag gefeiert worden: 20 Jahre MarktTreff. In dieser Zeit wurde das Projekt mehrmals neu erfunden und hat sich dabei stets weiterentwickelt. Seit fünf Jahren betreibt nun die Bürgergenossenschaft Barkauer Land erfolgreich den Laden – ein Jubiläum, das ebenfalls gebührend begangen wurde. 

„Zur Neueröffnung 2016 haben wir unter anderem die professionelle Küche eingeplant“, sagt Dr. Dagmar Thiele-Gliesche, die den MarktTreff leitet. „Uns war eine komplett ausgestattete Küche wichtig, die auch vom Gesundheitsamt abgenommen ist.“ Die Überlegung dahinter hat sich ausgezahlt: Zum einen bietet der MarktTreff seinen Kundinnen und Kunden mehrmals die Woche verschiedene Mittagsgerichte an. Zum anderen werden dabei Lebensmittel verarbeitet, die einfach nicht mehr so makellos aussehen: „Lebensmittel gehören auf den Teller. Es wird häufig zu früh und zu viel weggeworfen.“ 

In Kirchbarkau hat das Küchenteam um Thiele-Gliesche den Mittagstisch darauf ausgerichtet: „Immer dienstags ist unser Suppentag. Mittwochs gibt’s bei uns Currywurst-Pommes. Und donnerstags bieten wir wechselnde Gerichte, häufig Aufläufe“, erläutert die promovierte Biologin. Dabei werde gezielt auf saisonale und vegetarische Angebote gesetzt. „Wir verkaufen zwischen 10 und 40 Portionen, je nach Speiseplan. Besonders beliebt ist der Suppentag.“ Die Kunden würden von Schülerinnen und Schülern über junge Familien bis zu Senioren reichen. Viele davon kommen als Stammgäste regelmäßig in den Genuss der Kirchbarkauer Küche. „Gerade für Alleinstehende ist der Besuch des MarktTreffs und das gemeinsame Essen ein Höhepunkt des Tages. Jetzt nach den Corona-Einschränkungen merken wir den Zuspruch besonders deutlich.“ In der Corona-Zeit gab es das Mittagsangebot nur „to go“, damit reduzierten sich natürlich die Begegnungen und Gespräche. 

Das Küchenteam in Kirchbarkau ist findig und verarbeitet auch Früchte und Obst: „Quitten und Zwetschgen, die wir geschenkt bekommen, veredeln wir zum Beispiel zu Marmeladen.“ Ein willkommenes Mitbringsel oder Geschenk. Und neuerdings werden sogar die noch anfallenden Reste verwertet. So werden Kerne und Bio-Abfälle an die Hühner von Mitarbeiterinnen verfüttert. „Jetzt ist unser Kreislauf komplett“, fasst Dagmar Thiele-Gliesche schmunzelnd zusammen. Neben dem umfassenden Lebensmittel-Angebot des MarktTreffs gibt es sonntags von 14.30 bis 17.00 Uhr frische Torten und Kuchen – natürlich aus der eigenen MarktTreff-Küche.

Manfred Langer ist ein kulinarischer Voll-Profi: Der ausgebildete Koch hat bei guten Adressen gearbeitet und seine Küchen-Erfahrungen gesammelt: Landhaus Scherrer an der Elbchaussee, danach bei einem Party-Service und in der Kantine des Otto-Versandhauses mit bis zu 6.000 Essen täglich. Danach weiß man, worauf es ankommt. Seit 2014 betreibt Langer gemeinsam mit seiner Frau den MarktTreff in Heidgraben (Kreis Pinneberg) mit umfassendem nahkauf-Angebot.

Die Liebe zum Kochen hat Langer nie losgelassen. Und so bietet er im MarktTreff Montag bis Freitag wechselnden Mittagstisch: „Wir sind froh, dass seit Ende September wieder unser Cafébereich mit 33 Plätzen geöffnet ist. Gerade die Stammkunden treffen sich hier zum Mittagessen.“  Und dann zählt Langer einige seiner Spezialitäten auf: Rüben-Malheur, Holsteiner Kartoffelsuppe, Grünkohl, Sour Sup – „natürlich mit selbstgemachten Mehlklüten“. Alle 14 Tage wurde im Sommer und Herbst gegrillt – „da waren die Außen-Plätze ratzfatz ausgebucht, die Gäste kommen aus der gesamten Region“. Mitte Oktober war dann gemeinsames „Abgrillen“ und es heißt, sich schon auf die Saison 2022 zu freuen. 

Aktuell sind Langers Auftragsbücher gut gefüllt mit Catering-Terminen für Familienfeiern, für Vereinsfeste und für Weihnachtsessen. „Man merkt, die Sehnsucht der Menschen ist groß, endlich wieder in Gruppen zusammenkommen zu dürfen.“ Das Gemeinschaftserlebnis – egal, ob beim gemeinsamen Kochen oder beim Speisen – habe vielen gefehlt. 

Auch in Heidgraben spielt die dortige Bürgergenossenschaft eine wichtige Rolle: Diese hatte vor Jahren die Küche von der Gemeinde übernommen und gemeinsam mit Langer professionell umgebaut. „Die Technik stimmt. Die Ausstattung ist top. Wir sind bereit für 100 Personen. Und endlich dürfen wir wieder richtig arbeiten. Ich bin rundum glücklich.“

Gastronomische Betriebe in MarktTreffs finden Sie in Hennstedt (Kreis Dithmarschen), in Tetenhusen (Kreis Schleswig-Flensburg), in Sehestedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde), in Viehbrook (Kreis Segeberg), in Wiemersdorf (Kreis Segeberg), in Rickling (Kreis Segeberg), in Gülzow (Kreis Herzogtum Lauenburg) und in Negernbötel (Kreis Segeberg).

Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs
Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter:
gruendung@markttreff-sh.de

Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter:
www.markttreff-sh.de

Fotos: MarktTreff SH / Markus Scholz, MT Heidgraben, MT Koberg