MarktTreff-Beirat: MarktTreffs in 
Corona-Zeiten soziale Ankerpunkte – Lebenshilfe Schleswig-Holstein neue MarktTreff-Partnerin

K i e l  MT 16.12.2020 – „Die Stärke des kooperativen MarktTreff-Gedankens bewährt sich gerade sehr in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie.“ Darauf wies Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack auf der diesjährigen Sitzung des landesweiten MarktTreff-Beirats hin, die jetzt erstmals als Videokonferenz stattfand. Die Covid-19-Pandemie mit ihren Auswirkungen auf MarktTreffs, Dörfer und ländliche Räume stand im Fokus des virtuellen Treffens unter Vorsitz der Ministerin, die den Lebenshilfe Schleswig-Holstein e. V. als neuen Partner des MarktTreff-Projektes begrüßte.

Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack (oben) und Alexandra Arnold, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Schleswig-Holstein, unterzeichneten die MarktTreff-Partnervereinbarung.

Sabine Sütterlin-Waack und Alexandra Arnold, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Schleswig-Holstein, unterzeichneten live die offizielle Partnerschaftsvereinbarung. Damit gehören nun 28 landesweite Vereine, Verbände, Institutionen und Medien Schleswig-Holsteins dem MarktTreff-Beirat an. Die Lebenshilfe Schleswig-Holstein, unter deren Dach das Inklusionsbüro Schleswig-Holstein angesiedelt ist, widmet sich Aufgaben als Eltern- und Selbsthilfeverein, Fach-, und Trägerverband. Sie ist konfessionell und parteipolitisch unabhängig. Geschäftsführerin Arnold machte deutlich, dass es zahlreiche Anknüpfungspunkte zwischen den Themenbereichen der Lebenshilfe und des MarktTreff-Projektes gebe. Dies unterstrich auch Ministerin Sütterlin-Waack: „Es gibt ja bereits inklusive MarktTreff-Beispiele. So wirken im MarktTreff Barkauer Land in Kirchbarkau zwei Menschen mit Behinderungen im täglichen Betrieb mit.“

Corona lässt Dorfgemeinschaften zusammenrücken

Übereinstimmende Wahrnehmungen schilderten die Beiratsmitglieder bei der Diskussion darüber, welche Veränderungen und Herausforderungen die ländlichen Räume, aber insbesondere MarktTreffs und dörfliches Leben durch die Covid-19-Pandemie erfahren haben: Im Zuge von immer mehr Homeoffice spielten kurze Wege zu kleinen Läden und der bewusste Einkauf von Lebensmitteln eine wichtige Rolle. Damit verbunden habe vor allem die soziale Funktion der MarktTreffs – während der Pandemie beim Dorfladen auf bekannte Gesichter zu treffen und einen kurzen Klönschnack auf Abstand zu halten – weiter an Bedeutung gewonnen. 

Genau diesen Punkt griff auch Klaus-Peter Lucht, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, auf und berichtete, dass insbesondere Dorfgemeinschaften durch die Corona-Situation noch enger zusammengerückt seien – digital unterstützt durch die Vernetzung über Social-Media-Gruppen. Er zeigte sich begeistert, dass sich beispielsweise fast alle Bürgerinnen und Bürger einer Gemeinde in einer Gruppe austauschten und vernetzt seien. Lucht betonte, dass die grundsätzlich immer weiter fortschreitende Zentralisierung von Versorgungsangeboten nicht hilfreich sei, um die Attraktivität der ländlichen Regionen zu erhalten.

Die zunehmende soziale Bedeutung der MarktTreffs beobachten auch Joachim Burgemeister vom Genossenschaftsverband-Verband der Regionen, der von durchaus positiven Effekten für ländliche Räume in Schleswig-Holstein sprach, und Oliver Ohm von der BBE Handelsberatung. Für ihn habe sich in diesen Zeiten nochmals gezeigt, dass das soziale Gewicht der MarktTreffs ein herausragendes Kriterium sei. 

MarktTreffs hätten sich während der Pandemie als Chance herauskristallisiert und seien ein bedeutender Bestandteil in den dörflichen Gemeinden für die gesamte Dorfgemeinschaft, sagte Doris Kratz-Hinrichsen vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein, Landesverband der Inneren Mission e. V. Neue Quartiersmanagement- und KümmererInnen-Projekte – wie zum Beispiel bereits in Rickling umgesetzt – ließen sich zukünftig an weiteren MarktTreff-Standorten ausbauen. Dies könne ein wichtiger Bestandteil für die Vernetzung der Generationen sein. 

Pandemie treibt Digitalisierung voran

Einhellige Meinung des Beirats ist, dass die Digitalisierung seit Ausbruch der Pandemie umfangreich in verschiedenen Bereichen vorangetrieben wurde – zum Teil mit enormen Kraftanstrengungen, aber auch nachhaltigen Vorteilen. Von der Ausbildung digital kompetenter Menschen bei den LandFrauen bis hin zum virtuellen Dienstleistungsangebot zum Beispiel der Volkshochschulen in Schleswig-Holstein wurden kreative, vielfältige und individuelle Möglichkeiten und Lösungen für die jeweiligen Herausforderungen an den unterschiedlichsten ländlich geprägten Standorten in Schleswig-Holstein gefunden.

Dies sei beispielsweise für die Dienstausbildung in den einzelnen Feuerwehren zunächst schwierig gewesen, betonte Landesbrandmeister Frank Homrich vom Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein. Bedauerlicherweise hätten die Feuerwehren ihre soziale Knotenpunktfunktion als Ort des Zusammentreffens reduzieren müssen – so seien auch Veranstaltungen wie Laternelaufen und Musikumzüge weggefallen. Homrich: „Wir müssen aufpassen, dass da gerade auf dem Land nicht wichtige Kulturarbeit kaputtgeht.“

Oke Simons, Direktor der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, berichtete über die Bedeutsamkeit der Fahrbüchereien als Orte für direkte Treffen unter Corona-Bedingungen während der Covid-19 Pandemie. Ferner stellte er die Frage, wie aus den gewonnenen Erfahrungen der Fachbüchereien gelernt werden könne und inwieweit MarktTreff-Projekte neue digitale Formate umsetzen könnten. Aktuell kooperieren Büchereizentrale, Verband der Volkshochschulen Schleswig-Holstein und MarktTreff in einem Projekt, um Fahrbüchereien zu Dritten Orten zu entwickeln.

Sylke Messer-Radtke vom Vorstand des LandFrauenVerbandes Schleswig-Holstein berichtete über die erfolgreich gestartete Initiative, LandFrauen als digitale Patinnen auszubilden, um so generations- und themenübergreifend aktiv werden zu können. Dabei sehe sie weitere Möglichkeiten, mit anderen Verbänden und Institutionen zusammenzuarbeiten, beispielsweise mit Volkshochschulen. Ein Vorschlag, den Karsten Schneider als Geschäftsführer des Landesverbandes der VHS ausdrücklich begrüßte. 

Für das kommende Jahr 2021 wollen die einzelnen Verbände und Institutionen noch enger zusammenarbeiten und die gute Vernetzung über das MarktTreff-Projekt nutzen. Thematisch sollen zum einen neue Ansätze mobiler und stationärer Angebote für die MarktTreff-Standorte entwickelt werden, zum anderen das MarktTreff-Modell noch bedeutender als Ort der Multifunktionalität gestärkt werden.

„MarktTreff ist Inspiration und Motivation“, so Ministerin Sütterlin-Waack, „die Zukunft und die Gestaltung des Lebensumfeldes selbst in die Hand zu nehmen und immer wieder innovative Ideen zu realisieren.“ Jürgen Blucha, stellvertretender Abteilungsleiter Landesplanung und ländliche Entwicklung im Innenministerium, dankte auch im Namen der Ministerin den Beiratsmitgliedern für die erfolgreiche Zusammenarbeit und Unterstützung unter den besonderen Herausforderungen des Jahres 2020 und brachte seine Freude über die gelebte Partnerschaft zum Ausdruck: in Hinblick auf neue MarktTreff-Projekte und eine gute Kooperation für das Jahr 2021.

(Fotos: Innenministerium / Lebenshilfe Schleswig-Holsteins)

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