Minister Grote hebt Bedeutung der MarktTreffs in Zeiten zunehmender Digitalisierung hervor –
 Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein neuer Projekt-Partner

R e n d s b u r g  MT 15.11.2019 – Spitzenvertreter der mehr als 20 offiziellen MarktTreff-Partner diskutierten jetzt auf Einladung der „Büchereizentrale Schleswig-Holstein“ auf der jährlichen Beiratssitzung aktuelle Themen rund um Nahversorgung, Digitalisierung und die ländlichen Räume Schleswig-Holsteins. „Das MarktTreff-Modell ist ein großartiger Beweis für funktionierende Kommunen. Die Partnerschaft aus Bürgern, Betreibern und Gemeinden ist beispielhaft“, betonte Hans-Joachim Grote, Minister für Inneres, ländliche Räume und Integration, und zugleich Vorsitzender des Beirats bei seiner Begrüßung.

 Auf der jüngsten Sitzung unterzeichnete Grote eine MarktTreff-Partnervereinbarung mit dem Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein, vertreten durch Gyde Opitz. „Die Sparkassenorganisation ist uns herzlich willkommen“, so Grote, stehe sie doch in Zeiten zunehmender Digitalisierung und steigender Kundenerwartungen vor den gleichen Herausforderungen, wie eine Versorgung zu sichern sei. Opitz betonte das große gesellschaftliche Engagement der Sparkassenorganisation: „Mit vielen der MarktTreff-Partner arbeiten wir kontinuierlich in Projekten zusammen.“ Von daher sei dieser Beitritt folgerichtig.

Oke Simons, Direktor der Büchereizentral Schleswig-Holstein, begrüßte die Mitglieder des MarktTreff-Beirats zu ihrer Sitzung in Rendsburg.
Gyde Opitz für den Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein und Minister Hans-Joachim Grote für das Land Schleswig-Holstein unterzeichneten die MarktTreff-Partnervereinbarung.
Minister Hans-Joachim Grote betonte die Bedeutung des Projektes MarktTreff für das Land Schleswig-Holstein.
Minister Hans-Joachim Grote und Gyde Opitz betonten die vielen Anknüpfungspunkte zwischen MarktTreff und dem Sparkassen- und Giroverband.

Die Büchereizentrale Schleswig-Holstein als Gastgeber der Sitzung stellte ihre Ideen zur Weiterentwicklung der Fahrbüchereien im ländlichen Raum vor: mehr Bürgerbeteiligung, mehr individuelle Angebote und insgesamt die Entwicklung hin zu „dritten Orten“. Zur Erläuterung dieses Konzeptes wies Oke Simons, Direktor der Einrichtung, auf eindrucksvolle Beispiele hin: „Die neue Bibliothek im dänischen Aarhus – Dokk1 – ist heute ‚Wohnzimmer der Stadt’. Hier wird gelesen, gelernt, gespielt, gestrickt, ein Kaffee getrunken.“ Eine kleinere Variante finde sich in Köln-Kalk. Getragen von einem „Wir-Gefühl“, hätten Bürgerinnen und Bürger in einem mehrstufigen Prozess mit professioneller Begleitung eine Standbibliothek mit „Wohlfühl-Charakter“ entwickelt.

 An dieser Stelle will Simons mit seinem Team ansetzen. Aktuell laufe ein Förderantrag bei der Kulturstiftung des Bundes zur Entwicklung einer „Fahrbücherei der Zukunft“. Ende November falle die Entscheidung – und dann könne hoffentlich im Kreis Rendsburg-Eckernförde als Pilotregion losgelegt werden. „Wir wollen in den jeweiligen Kommunen die individuellen Anforderungen an Fahrbüchereien erfragen und stabile Netzwerke mit lokalen Akteuren aufbauen.“ Als Beispiel nannte Simons Schulen, Kitas, Kirchen, Vereine – „MarktTreffs gehören sicher dazu. Wir wollen Teil der Identität der jeweiligen Gemeinde werden“. Kritisch räumte Simons ein, die eigenen bereits bestehenden Angebote müssten noch breiter vermittelt werden: „Aus unserem digitalen Katalog können Bücher und auch internationale Medien kundenfreundlich für analoge und digitale Ausleihe bestellt werden. Unsere 13 Busse bieten ein vielfältiges, medienübergreifendes Dienstleistungsangebot, das sich stetig weiterentwickelt.“

 Doris Kratz-Hinrichsen vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein sah bereits gute Ergänzungen an vielen Standorten. „Unsere Zielgruppen überschneiden sich: Bildung und Lesen.“ Die Diakonie betreibe rund 120 Familienzentren im Land, diese böten sich wie die MarktTreffs als Halte- und Treffpunkte an.

Für die Volkshochschule sei Digitalisierung ein Arbeitsschwerpunkt: „Bei uns befassen sich drei Kollegen mit der Thematik“, stellte Petra Mundt vom Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins heraus. Zudem seien bereits mehrere „digitale Knotenpunkte“ aufgebaut, so beispielsweise in den Stadtbibliotheken Oldenburg und Lauenburg / Elbe. Die größte Herausforderung sieht Mundt bei den beteiligten Menschen: „Wir müssen neu denken und kreativ werden. Die Barrieren in den eigenen Köpfen sind zu überwinden.“

Austausch im MarktTreff-Beirat zwischen Dr. Olaf Bastian (Landessportverband Schleswig-Holstein) und Doris Kratz-Hinrichsen (Diakonisches Werk Schleswig-Holstein)
Intensiv diskutiert wurden im Beirat Fragen rund um die Themen und ländliche Entwicklung, insbesondere in Verbindung mit den Chancen und Herausforderungen durch die Digitalisierung.
Jörn Biel (Schleswig-Holsteinischer Heimatbund, links) und Minister Hans-Joachim Grote im Gespräch
Birgit Feddersen (Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins) und Frauke Tengler (DRK-Landesverband Schleswig-Holstein) diskutierten.

Aus Sicht des Handelsverbandes Nord ging Hauptgeschäftsführer Dierk Böckenholt auf die digitale Frage ein: „Was wir derzeit erleben, ist ein einzigartiger Quantensprung mit viel Beratungsbedarf.“ Zwar sei die kontinuierliche Expansion im Online-Handel gebremst, die Zuwächse würden sich aber bei plus zehn Prozent pro Jahr einpendeln. Im Lebensmittelsektor sei die Situation immer noch durch eine gewisse Zurückhaltung der Kundinnen und Kunden geprägt. Die „letzte Meile“ bis zur Haustür lasse den Online-Anteil weiter bei einem Anteil von rund einem Prozent stagnieren. Zugleich setze die hohe Dynamik eine große Kreativität in der Branche frei. „Dabei haben es kleine und mittlere Unternehmen teils schwer, den richtigen Weg zu finden.“ Denn es gebe nicht den einen Weg, jeder müsse seine individuelle Lösung entwickeln. Der Trend zur Spezialisierung setze sich fort.

 Mit Blick auf die Zukunft skizzierte Minister Grote neue Perspektiven für die ländlichen Räume. Künftig sollten die Gemeinden ihre Standortvorteile noch klarer definieren. Wenn im Jahr 2025 Glasfaser flächendeckend zur Verfügung stehe, brauche man neue Ziele und Antworten. Als Stichworte nannte der Minister lokale WLAN-Strukturen, lokale Cloud-Lösungen, neue Hausmodelle für alle Lebenslagen, neue Perspektiven des Zusammenlebens. „Mit der Digitalisierung steigen die wirtschaftlichen und individuellen Chancen in den Regionen.“ Dabei wolle das Ministerium „ein Denken und Handeln in neuen Räumen“ anregen.

Oke Simons erläuterte Jürgen Blucha (Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration) und Oliver Ohm (BBE Handelsberatung, v. l. n. r.) die logistischen Abläufe in der Büchereizentrale.
Dr. Silke Torp (Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration) bekam die Abläufe für die Fahrbüchereien erläutert.
Gyde Opitz (Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein), Oke Simons (Büchereizentrale Schleswig-Holstein), Minister Hans-Joachim Grote und Jörn Biel (Schleswig-Holsteinischer Heimatbund, v. l. n. r.) im Bus der Fahrbücherei.
Minister Hans-Joachim Grote und Dr. Silke Torp (Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration) entdeckten Bekanntes im Bücherbus.

Als neues Instrument der Förderung stellten Dr. Silke Torp und Jürgen Blucha aus dem Innenministerium den Wettbewerb „Digitale Modellkommunen“ vor. Anfang 2020 würde der Aufruf hierzu erfolgen. Ziel sei es, zehn Modellkommunen zwei Jahre lang mit Beratungsleistungen zu begleiten. Ergänzend würden größere Treffen zum Erfahrungsaustausch durchgeführt, um gemeinsames Lernen und schnelle Übertragbarkeit zu erzielen. Der Wettbewerb werde aus Landesmitteln finanziert, zur Umsetzung einzelner digitaler Anwendungen im Bereich kommunaler Daseinsvorsorge könnten zusätzlich GAK-Mittel eingesetzt werden.

 Jörg Bülow, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages, hob hervor, der SHGT habe bereits 2017 die Gemeinden angeregt, jeweils eine digitale Agenda zu entwickeln. „Dabei sehen wir den Wettbewerb ,Digitale Modellkommunen‘ als große Chance.“ Die kommunalen Landesverbände hätten zudem ein gemeinsames Kompetenzzentrum für Digitalisierung gestartet – den IT-Verbund Schleswig-Holstein. 

 Abschließend stellte Minister Hans-Joachim Grote „den Mehrwert“ der MarktTreffs heraus: „Hier bringen sich Menschen persönlich ein. Als Mitglied einer lokalen Genossenschaft, als Nachbar, als Kunde.“ Bei aller technischen Veränderung seien das persönliche Wort und „ein Lächeln“ durch nichts zu ersetzen.

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