MAMBA soll auf Hallig Hooge
zur Sorgenfreiheit beitragen

Hallig Hooge MT 24.02.2020 – Seit Sommer 2019 gibt es den ersten MarktTreff in der Nordsee: auf Hallig Hooge. Das neue Gebäude auf der Hanswarft bündelt verschiedene Elemente bei der Versorgung des Eilandes: Lebensmittelgeschäft, Treffmöglichkeit, Ausstellung über die Hallig-Geschichte und eine Gesundheitsstation. Dazu gesellt sich nun auch MAMBA: keine Schlange, sondern im Rahmen eines europäischen Projektes ein beispielgebendes Vorhaben der Diakonie Schleswig-Holstein. Annika Schmiedek-Inselmann vom Projekt MAMBA erläutert im Interview, was sich dahinter verbirgt.

Diakonie Landesverband,  Rendsburg Martinshaus - Mitarbeiter
Annika Schmiedek-Inselmann (Fotos: Diakonie Schleswig-Holstein / ews group gmbh)

Was ist MAMBA?
Schmiedek-Inselmann: Im Ostseeraum stellen Abwanderungs- und Alterungsprozesse den öffentlichen Verkehr und mobile Dienstleistungen, wie Pflege- und Lieferdienste vor wachsende Herausforderungen. In vielen Regionen wird es immer schwieriger, die Erreichbarkeit von Dienstleistungen aufrecht zu erhalten. Diese Problematik beeinträchtigt die Lebensqualität vieler Menschen in ländlichen Gebieten. Das transnationale MAMBA-Projekt stellt sich dieser Herausforderung mit der Entwicklung und Förderung nachhaltiger Mobilitätslösungen – unter dem Aspekt der Daseinsvorsorge.
MAMBA ist ein transnationales Projekt mit 15 Partnern aus dem Ostseeraum (Dänemark, Deutschland, Polen, Lettland, Finnland und Schweden), gefördert von der Europäischen Union durch das Interreg Baltic Sea Region Programme mit 3,54 Millionen Euro. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein ist der Lead Partner und verantwortlich für die Umsetzung des Gesamtprojekts. Die enge Zusammenarbeit der MAMBA-Partnerschaft soll Verknüpfungen zwischen bestehenden Mobilitätsstrukturen und innovativen Mobilitätslösungen fördern.

Wie kam die Idee auf, MAMBA auf Hallig Hooge im MarktTreff ins Spiel zu bringen?
Schmiedek-Inselmann: Sicherlich fragen Sie sich, wie kommt ein Projekt aus dem Ostseeraum in die Nordsee! Das MAMBA-Projektteam des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein ist auch verantwortlich für die Umsetzung eines Pilotprojektes in Schleswig-Holstein. In der Vorarbeit dazu gab es einen kontinuierlichen Austausch mit dem MarktTreff-Management und anderen Beteiligten. Und es war von Anbeginn an unsere Absicht, an bestehende Strukturen anzuknüpfen. Somit entstand die Idee, die sozialen Beratungsangebote der Diakonie an vorhandene MarktTreffs anzugliedern. Wir standen in Kontakt mit mehreren MarktTreffs, die sich im Planungsstadium befanden, bis uns ein Telefonat mit Katja Just, der Bürgermeisterin von Hooge, auf die Hallig führte. In Fachgesprächen mit Kolleginnen und Kolleginnen aus verschiedenen Fachbereichen des Diakonischen Werks haben wir das Konzept, Beratung mobil zu machen, feingeschliffen und anschließend auf der Hallig vorgestellt. Hier wurde die Idee in einer Gesprächsrunde zum Thema „Sorgenfrei alt werden auf Hooge. Was brauche ich dafür?“ diskutiert.

Was ist Ihr Ziel?
Schmiedek-Inselmann: Wir wollen Angebote gemeinsam mit den Halliglüüd entwickeln, damit sie sich in ihrem Leben auf der Hallig gut versorgt fühlen, besonders wenn es um das Altwerden in ihrem gewohnten Lebensraum geht. Das Diakonische Werk möchte im Rahmen des MAMBA-Projektes soziale Dienstleistungen ‚bewegen‘, das heißt Dienstleistungen zu den Menschen bringen und nicht umgekehrt.

Was genau passiert jetzt? Wer wirkt wie mit?
Schmiedek-Inselmann: So entstand das Treffen „Sorgenfrei alt werden auf Hooge“ im MarktTreff auf der Hanswarft – direkt neben dem Lebensmittelladen und der Krankenstation. In regelmäßigen Abständen trifft sich das MAMBA-Projektteam mit interessierten Hallig-Bürgern und anderen Akteuren wie der Bürgermeisterin und den angestellten Krankenpflegern, um Bedarfe auf der Hallig auszumachen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Da auch auf der Hallig der demographische Wandel zu spüren ist, haben wir als ersten kurzfristig umzusetzenden Schritt einen Pflegekursus auf der Hallig organisiert. Außer Inhalten und Fragen, die sich um Pflege drehen, thematisiert dieser Kursus auch noch einmal die nachbarschaftliche Hilfe, die wegen sich verändernder Familienstrukturen und demographischen Herausforderungen besonders wichtig ist.

Welche konkreten Ansätze gibt es?
Schmiedek-Inselmann: Ein längerfristiges Ziel, das wir zusammen mit den Hallig-Bewohnern erarbeitet haben, ist die Einrichtung einer Stelle, die sich ganz konkret um die sozialen Bedarfe auf der Hallig kümmert. Weitere Ideen, die in der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten entstanden sind, umfassen ein regelmäßiges Treffen mit einem gemeinsamen Essen. Was bietet sich hierfür mehr an als der Treffbereich im MarktTreff?

Was ist das Besondere daran, das Projekt in einem MarktTreff umzusetzen?
Schmiedek-Inselmann: Für das MAMBA-Projektteam war es wichtig, bestehende Strukturen zu nutzen und darauf aufzubauen. Die Hallig-Bewohner kennen ihren MarktTreff, die Örtlichkeiten und die Nutzungsmöglichkeiten (freundlicher Gruppenraum, kleine Küche, Beamer etc.). Hier ist ihr Ort, an dem sie sich mit Nachbarn und Freunden für ein gemeinsames Essen verabreden, zum Klönschnack oder zum Diskutieren darüber, wie man auf Hooge sorgenfrei alt werden kann. Gleichzeitig kann der Einkauf beim Kaufmann erledigt werden oder man schaut beim Gemeindebüro vorbei.
Der MarktTreff ist mittlerweile zu einer akzeptierten und vertrauten Einrichtung geworden, eingebettet in den Alltag und mit niedrigschwelligem Zugang. Diese Umgebung ist ein wesentliches Element, um sich für neue Wege – wie wir sie in MAMBA beschreiten – zu öffnen.

Wie kann sich das Projekt weiter entwickeln?
Schmiedek-Inselmann: Für uns als sozialer Dienstleister ist es wichtig, dass unsere Angebote für alle Menschen erreichbar und leicht zugänglich sind. Wenn dann noch eine Kooperation mit etablierten und nützlichen Strukturen wie dem MarktTreff zustande kommt, stärken wir Netzwerke, verbessern die Infrastruktur und tragen zur Verbesserung der Lebensqualität in ländlichen Räumen Schleswig-Holsteins bei. Wir hoffen, dass wir mit unserem Pilotprojekt auf Hallig Hooge zu diesen Zielen beitragen und wir Konzepte mit den Hallig-Bewohnern unter dem Dach des MarktTreffs entwickeln – die auch für andere ländliche Räume in Schleswig-Holstein interessant sind und dort umgesetzt werden können. 

 Weitere Informationen: www.mambaproject.eu 

Video: Diakonie-Projekt MAMBA auf Hallig Hooge

 

 

 

 

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