Ein Jahr MarktTreff in Rickling – gute Erfahrungen in Pandemiezeiten: Wir schaffen Zusammenhalt in der Gemeinde!

K i e l  MT 15.07.2021 – Der MarktTreff Alte Schule in Rickling (Kreis Segeberg) blickt auf ein gutes erstes Jahr zurück: Seit der schrittweisen Eröffnung im März 2020 hat sich eine Menge getan – trotz der coronabedingten Einschränkungen. Einen besonderen Blickwinkel auf das Premierenjahr hat dabei Jessica Wölm, die für die Diakonie Altholstein das Quartiersmanagement in der Gemeinde betreut und im MarktTreff ihren Sitz hat. 

Im Interview berichtet die 37-Jährige gemeinsam mit Ricklings Bürgermeister Keno Jantzen über Anfänge und Erfahrungen, über Ziele und Möglichkeiten des Quartiersmanagements – und was andere Gemeinden davon lernen können. 

Erfolgreiche Eröffnung: Bürgermeister Keno Jantzen und Quartiersmanagerin Jessica Wölm
Beliebter Treffpunkt insbesondere am Wochenende: Café Abakus im MarktTreff Rickling

Sie sind im Mai 2020 in Rickling mit dem Quartiersmanagement gestartet. Kein idealer Zeitpunkt, so mitten in der Corona-Pandemie – oder? 

Jessica Wölm: Natürlich ist das gesamte erste Jahr in Rickling durch die besonderen Corona-Einschränkungen geprägt. Zugleich hat sich die Notwendigkeit aktiver Nachbarschaft gezeigt. Aber lassen Sie mich kurz auf das generelle Konzept des Quartiersmanagements der Diakonie Altholstein eingehen. 
Eine älter werdende Gesellschaft braucht eine sich kümmernde, nachbarschaftliche Gemeinschaft – das gilt übrigens für Städte genauso wie für ländliche Kommunen. Hier wie dort sind Orte wichtig, an denen man sich einfach trifft, sich begegnet und informiert, Orte, an denen man sich austauscht und gemeinsame Aktivitäten startet – wie in den MarktTreffs. 
Als Diakonie Altholstein kümmern wir uns um diese „aktiven Nachbarschaften“. Denn wenn diese Orte einmal wegbrechen, ist die Gemeinschaft insgesamt gefährdet. Dabei sind unsere Arbeitsbereiche und Angebote vielfältig: neben dem Quartiersmanagement engagieren wir uns in der Seniorenarbeit, der Familienarbeit und Pflege. Ziel ist es immer, eine stabile und „kümmernde“ Nahbarschaft zu bilden.
Nun können Sie sich vorstellen, dass dieser Ansatz unter Corona-Bedingungen vor Herausforderungen stand und besonderer Maßnahmen bedurfte. In unserem Auftaktjahr in Rickling waren wir schon kreativ gefordert.

Was haben Sie denn in diesem außerordentlichen Jahr an den Start gebracht?

Jessica Wölm: Ich gebe Ihnen gern zwei, drei Beispiele für sehr unterschiedliche Zielgruppen. Rickling ist eine sehr aktive Gemeinde, und es gibt hier viele ältere Menschen. So haben wir in der Hochphase des Lockdown einen Kreis von dreizehn Ehrenamtler*innen aufgebaut, die beispielsweise ältere und immobile Menschen bei Arzttouren begleitet haben. 

Ich selbst habe ab Januar 2021 unsere „Gartenzaungespräche“ angeboten. Ein sehr niedrigschwelliges Angebot, bei dem es um den alltäglichen Kontakt und Austausch geht. Die Menschen rufen mich an und ich komme für ein „Gespräch über den Zaun“ zu ihnen – das sind rund zehn Gespräche pro Monat, durch die ich mit nicht so mobilen Ricklinger*innen gut im Kontakt bleibe.
Dann haben wir einen „Runden Tisch“ für Vereine, Verbände und Aktive ins Leben gerufen. Wir sind etwa 24 Akteure – auch Jüngere und Neubürger*innen –, die virtuell oder persönlich zusammenkommen und über die Gemeinde hinaus wirken. 
So haben wir Ende Mai den „Tag der Nachbarschaft“ begleitet, weithin sichtbar durch eine verbindende Wimpelkette.

Daran erkennen Sie schon die Grundlagen unserer Quartiersarbeit: Wir setzen überall auf Vernetzung, auf Aktivierung und Beteiligung, auf Beratung sowie auf Projekt- und Informationsarbeit. Und das geht auch in Pandemiezeiten.

Gute Partner: Diakonie Altholstein und MarktTreff "Alte Schule" Rickling

Wie wirken die Angebote im MarktTreff „Alte Schule" Rickling zusammen?

Bürgermeister Keno Jantzen: Allein coronabedingt befinden wir uns hier in einer „Experimentierphase“. Neben dem Quartiersmanagement Diakonie Altholstein befinden sich in den Räumen der Alten Schule ja das Café Abakus, die Diakonie-Pflegestation, die Volkshochschule, unsere Plattdeutsche Bücherei, das Gemeinschaftsbüro sowie die Pflegeberufeschule. Mit unserem Schwerpunkt auf Soziales, Bildung und Kultur waren wir natürlich sehr betroffen von den Einschränkungen. Im Prinzip kennen wir noch keinen Tag „Regelbetrieb“.
Unter diesen Umständen funktioniert die Zusammenarbeit bisher ganz großartig – und ich danke allen Beteiligten für ihr Verständnis.
So war unser Café Abakus in der Coronazeit nur jeweils Freitag bis Sonntag geöffnet – da ist jetzt im Sommer dank der großen Außenterrasse mehr möglich. Frau Schier hat sich mit ihren Torten bereits einen großartigen Ruf erworben – die Kund*innen kommen aus Rickling und dem gesamten Umland. 
Wir alle freuen uns schon auf die Zeit der „neuen Normalität“ und sehen vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Rickling ist eine sehr „soziale Gemeinde“. Wir werden ganz wesentlich geprägt durch den Landesverein für Innere Mission und Seniorenheime. 
Zudem liegen wir noch im Tarifsystem des Hamburger Nahverkehrs. Denken Sie an die Nach-Corona-Auswirkungen auf Arbeitsplätze. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in unserem MarktTreff noch einen Coworking-Bereich einrichten. Dieses Angebot würde unseren Mix gut ergänzen. 
Die Diakonie Altholstein beginnt auf E-Mobilität umzurüsten und nutzt die E-Ladesäulen vor Ort. Künftig kann man auch an ein Dörpsmobil denken, um die E-Mobilität in Rickling weiter nach vorn zu bringen.

Vielfach genutzt: die Büchertauschstation der LandFrauen vor dem MarktTreff
Moderne Ausstattung: Seminarraum im MarktTreff "Alte Schule" Rickling

Welche Ziele hat die Diakonie Altholstein mittelfristig? Was versprechen Sie sich vom Standort?

Jessica Wölm: Unser Quartiersmanagement ist zunächst ein Pilotprojekt für die ländlichen Räume und auf drei plus zwei Jahre ausgerichtet. In dieser Zeit wollen wir tragfähige Strukturen aufbauen. Ich freue mich auf die Aktivitäten in Rickling: Mittagessen in Gemeinschaft, Lesungen, Ausstellungen, Kino.

Keno Jantzen: Wir sind mit der Zusammenarbeit und den übrigen Aktivitäten in der Gemeinde sehr zufrieden. Die Menschen wollen wieder zusammenkommen. Wenn ich an den Kinderkleidermarkt oder die Spielzeugbörse denke, so sind das gute Beispiele. Wenn endlich die Türen – auch unseres MarktTreffs – wieder offen sind, blicken wir gemeinsam nach vorn.
Ein großer Lernfaktor aus meiner Sicht ist doch, dass die Bedingungen der Corona-Pandemie für Gemeinden auch neue Chancen eröffnen. Über manche Dinge denken wir heute anders nach, suchen und finden neue Wege. Vielleicht sehen das meine Bürgermeister-Kolleg*innen ebenso.

Hintergrundinformation:
Die Gemeinde Rickling liegt im Kreis Segeberg und hat rund 3.150 Einwohner*innen. 

In der Gemeinde befindet sich der Sitz des Landesvereins für Innere Mission mit seinem Psychiatrischen Krankenhaus. Der Landesverein ist auch Träger des Altenpflegeheims Rickling im Johannes-Voigt-Haus und Theodor-Kaftan-Haus, zu dem eine betreute Seniorenwohnanlage gehört. Insgesamt werden in den genannten Einrichtungen ca. 1.100 Menschen betreut.

https://www.gemeinde-rickling.de
https://alte-schule-rickling.jimdosite.com

Kontakt zum Quartiersmanagement Rickling:

Diakonie Altholstein, Quartiersmanagement Rickling
jessica.woelm@diakonie-altholstein.de                                                                         

Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs
Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter:
gruendung@markttreff-sh.de

Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter:
www.markttreff-sh.de

Fotos / Quellen:
Diakonie Altholstein
ews group

 

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