MarktTreff: Wie sehen die Ergebnisse
im 25. Jubiläumsjahr aus?
Wirtschaftliche Stabilität, hybride Konzepte, gastronomische Anpassungen, beliebte Treffpunkte
K i e l MT 31.07.2024 – Im 25. Jahr von MarktTreff wird das schleswig-holsteinische Nahversorgungsmodell seiner Führungsrolle gerecht: Viele Standorte verzeichnen stabile bis gute Ergebnisse, hybride Konzepte werden vermehrt nachgefragt. Das ist das Resümee des Beraterteams von ews group und BBE Handelsberatung (beide vom landesweiten MarktTreff-Projektteam) nach der aktuellen Betrachtung von über 40 Standorten.
„Und diese Ergebnisse sind im Umfeld von großen Herausforderungen durch Inflation, Kaufzurückhaltung und Niedrigpreis-Orientierung erzielt worden“, sagt Freimut-Chr. Tiesmeyer-Roller, Projektmanager bei der ews group. In einigen Orten wird an neuen Modellen der Nahversorgung gearbeitet. Kern bleiben multifunktionale Angebote aus den Bereichen Lebensmittel / Gastronomie mit Dienstleistungen und Treffpunkten unter einem Dach. Diese drei Säulen sind die verbindende Grundidee und werden je Standort individuell umgesetzt und gelebt.
Nach zurückliegenden bis zu zweistelligen Umsatz-Steigerungen setzte sich für viele MarktTreffs in 2023 die Konsolidierung fort. Ein großer Teil der Kundschaft reagierte mit „preisbewusstem“ Einkaufen auf die inflationsbedingten Steigerungen – gerade Lebensmittel verteuerten sich von 2020 bis 2023 um bis zu 30 Prozent. Die Hinwendung vieler Kund:innen zu discountorientierten Eigenprodukten reduzierte Handelsspannen und Erträge der Betreiber:innen. Diese Entwicklung spiegelt sich in Zahlen so wider: Sechs Betreiber:innen verzeichneten eine überdurchschnittliche Umsatzsteigerung und entsprechendes Wachstum. 25 Standorte erzielten ein insgesamt stabiles Ergebnis. In einer Phase des Auf- oder Umbruchs sind acht Standorte, weitere fünf sind aktuell inaktiv. Doch Betreiberwechsel haben bereits stattgefunden in Koberg und in Heidgraben, in Schwabstedt soll Mitte 2024 eine Wiedereröffnung folgen.
In kritischer Lage befinden sich derzeit zwei Standorte, die eine betriebswirtschaftliche Begleitung erfahren. Das Instrument des Betriebsentwicklungsplans soll weiteren Standorten angeboten werden, um den Status quo zu halten – „denn die Hinwendung zu Discountprodukten und damit verbundene Spannenverluste setzt sich auch 2024 fort“, erläutert Ann-Kathrin Lötz von der BBE Handelsberatung.
Stark nachgefragtes Thema beim Besuch der Standorte von Nordfriesland bis zum Hamburger Umland war der Austausch über hybride Konzepte – damit gemeint ist eine zeitlich begrenzte Ladenöffnung mit Personal und ein Einkauf ohne Personal durch Nutzung einer Zugangskarte und Selbst-Scan-Kasse. Mittlerweile gibt es in der „MarktTreff-Familie“ zwei Anbieter dieser hybriden Konzepte: Tante Enso mit drei Standorten (Brekendorf, Gülzow und Glasau).
Der zweite Anbieter ist hurtig märkte – seit Pfingsten 2024 in Heidgraben am Start. Bürgermeister Julian Kabel ist mit den ersten Erfahrungen hoch zufrieden: „Das Angebot von hurtig wird gut angenommen, die Nahversorgung ist attraktiv, das Sortiment stimmt. Wir sind sehr froh über die Lösung.“ Auch die Tante Enso-Standorte erfreuen sich großer Beliebtheit. „Es war die richtige Entscheidung“, erläutert MarktTreff-Koordinator Bernhard Horstmann aus Glasau. So habe man einen echten Treffpunkt im Dorf mit Lebensmittelmarkt, Backshop und Treff, „das tut den Menschen gut. Und viele sind von den flexiblen Einkaufszeiten des hybriden Modells begeistert.“ Beide Anbieter – hurtig markt und Tante Enso – ermöglichen mit Chipkarte oder App den Rund-um-die-Uhr-Einkauf.
„… und jetzt gibt es zwei Anbieter von hybriden Konzepten,
die Gemeinden haben also eine echte Wahl.“
Ina Alter
aus dem Ministerium für ländliche Räume
Ina Alter, Projektkoordinatorin MarktTreff im Ministerium für ländliche Räume, lobt die Vielfalt der neuen Konzepte: „Gerade im 25. Jahr von MarktTreff zeigt sich der multifunktionale Ansatz als überaus stabil. Die Lieferanten sind zuverlässige Partner der wohnortnahen Versorgung in kleinen Gemeinden. Jetzt gibt es zwei Anbieter von hybriden Konzepten, die Gemeinden haben also eine echte Wahl. Und weitere werden folgen.“ Das stimme sie zufrieden und zuversichtlich.
Dabei war für die acht MarktTreffs mit Gastronomie das Jahr 2023 weiter sehr herausfordernd. Eine Zurückhaltung der Gäste war immer noch spürbar, Fachkräftemangel verbunden mit höherem Mindestlohn blieben ein kritisches Thema. Reduzierte Öffnungszeiten minderten die wirtschaftlichen Risiken ebenso wie Einnahmen aus Catering, Privatfeiern und Vereinsfesten – das Jahr 2024 verspricht nach der erfolgten Wiederanpassung der Mehrwertsteuer kaum Entspannung.
So sind die Gastronom:innen froh über den engen Schulterschluss mit den jeweiligen Gemeinden: „Wir haben einen guten Draht untereinander und die Zusammenarbeit mit Gemeinde, den Vereinen und dem Dorfkümmerer stimmt“, erklärt Marko Frech vom Restaurant „Bürger Frech“ im Veranstaltungs- und Kulturzentrum MarktTreff „Inne Merrn“ Hennstedt. Gastronomie, Saalbetrieb und die Außenterrasse seien gut besucht, „viele Gemeinden würden sich ein derartiges Zentrum wünschen“.
Die Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein für „Modernisierungen“ von MarktTreffs wird weiter von Betreiber:innen und Bürgermeister:innen als positiv bewertet. Gute Umsetzungen sind erzielt worden an den Standorten Haale, Hennstedt, Rantrum, St. Margarethen und Tetenhusen; Gülzow und Alt Duvenstedt werden 2024 noch folgen.
MarktTreffs schaffen so nachhaltig ressourcenschonende Verbesserungen, die Nutzungsmöglichkeit und -qualität wird dauerhaft erhöht – mit positiven Effekten. „Wir haben seit der Modernisierung fünf bis zehn Prozent mehr Kunden im Laden“, sagt Bärbel Körn, Betreiberin in Haale. Jetzt wolle man noch den Außenbereich aufhübschen.
In Alt Duvenstedt berichtet Bürgermeister Peter Orda zur Modernisierung: „Nach langen Verzögerungen sind die Baumaßnahmen endlich in Schwung gekommen. Bis August geht der Verkauf trotz Umbau noch weiter. Dann erfolgt eine Pause und wir freuen uns schon auf ein ganz neues Einkaufs- und Trefferlebnis ab November 2024.“ Die nahe „Marktstuuv“ wird weiter von rund 20 Vereinen als Veranstaltungszentrum genutzt.
So bilden MarktTreffs meist den wichtigsten Kommunikationspunkt mitten im Dorf – und das generationsübergreifend. Von niedrigschwelligen Treff- und Gesprächsangeboten sowie regelmäßigen Aktivitäten wie Senior:innenfrühstück, Mittagstisch bis zu den Bereichen Bildung, Sport und Kultur. Dabei kämpfen die Vereine weiter um ein stabiles Niveau; Senior:innen- und Jugendangebote finden häufig in MarktTreffs statt (beispielsweise in Ladelund und Gülzow), teils mit Unterstützung durch ehrenamtliche „Saalkümmerer:innen“.
Für Gemeinden bleibt die Werbung für den „Einkauf im Dorf“ eine Daueraufgabe. Die Unterstützung durch Bürgermeister:innen sowie das Ehrenamt ist für die MarktTreffs unverzichtbar. Einkäufe für Dorffeste und -veranstaltungen werden großteils umgesetzt.
„Wir sind sehr froh einen so engagierten Kaufmann mit seinem tollen Team im Dorfzentrum zu haben“, fasst Bürgermeister Helmut Schriever aus dem Storchendorf Bergenhusen zusammen. Die gemeinsame Kampagne für den Erhalt der Nahversorgung im Jahr 2021 hätte sich gelohnt: für die rund 750 Bürger:innen sowie für die vielen touristischen Besucher:innen.
Informationen zu Gründung und Betrieb eines MarktTreffs
Bei Interesse an der Gründung eines neuen MarktTreffs nehmen Sie bitte Kontakt auf mit dem Projektmanagement unter:
gruendung@markttreff-sh.de
Detaillierte Informationen zum Projekt MarktTreff mit vielen Arbeitshilfen und aktuellen Tipps finden Sie unter:
www.markttreff-sh.de
Das Projekt MarktTreff wird gefördert durch den europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) und das Land Schleswig-Holstein.
Fotos: MarktTreff SH / ews group