Erfahrungsaustausch der Gemeinden:
Neue Fördermöglichkeiten für MarktTreff-Modernisierungen zeichnen sich ab

W i e m e r s d o r f  MT 21.11.2018 – Erste Erfahrungen am neuen MarktTreff-Standort Wiemersdorf, aktuelle Veränderungen in der Förderlandschaft, die Idee eines Regionalen Marktplatzes in Christiansholm, der erfolgreiche Umbau des MarktTreffs St. Margarethen und Tipps zur Dorfentwicklung aus der Siegergemeinde Nindorf des Landes-Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ standen jetzt im Fokus des Austauschs bestehender und angehender MarktTreff-Gemeinden.

Über 40 Bürgermeister, Gemeindevertreter und MarktTreff-Betreiber nutzten die Gelegenheit, sich im neuen MarktTreff Wiemersdorf mit Restaurant „Hausmannspost“, Frühstückscafé Coffee & Snacks“, Saalbetrieb und Büchertauschecke, umzuschauen. Wo zuvor ein Traditionsgasthof gestanden hatte, baute die Gemeinde ihr neues Dorfzentrum direkt an der Bundesstraße. „Wir sind dankbar“, so Bürgermeister Sick, „dass wir so mutig waren, mit dem Kauf des alten Gebäudes und dessen Abriss etwas Neues zu wagen. Ein Bürger brachte uns auf die Idee mit dem MarktTreff – und heute sieht man, was dieser erste Stein ins Rollen gebracht hat.“ Wobei die größte Herausforderung laut Gerd Sick die Antragstellung gewesen sei. „Das kostete viel Arbeit und Zeit, aber entscheidende Fragen wurden dabei geklärt.“

Bürgermeister Gerd Sick aus Wiemersdorf begrüßte die Gäste und erläuterte den Weg zum MarktTreff in seinem Dorf.

Für die erfolgreiche Projektumsetzung sei wichtig gewesen, so der Bürgermeister, dass „wir von Anfang an eine kleine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe in der Gemeindevertretung hatten, zudem zwei weitere Bürger mit Sachverstand, einen Anwalt und einen Polier. Das hat uns sehr geholfen, zu einstimmigen Entscheidungen zu kommen. Zudem kam uns die kontinuierliche Überwachung des Baus und Koordination der Gewerke durch unseren im Ruhestand befindlichen Polier sehr zu Gute.“ Aber die Gemeinde werde sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen: Sie sei gerade dabei, neue Ideen für seniorengerechtes Wohnen zu entwickeln. 

Genau diese Frage spielte auch in der Diskussion eine wichtige Rolle. Beim Siegerdorf Nindorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) des Landes-Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ soll der Dorfkern weiterentwickelt werden: mit Möglichkeiten für seniorengerechtes und mehrgenerationengerechtes Wohnen. „Wir würden uns hier wünschen, mehr an die Hand genommen zu werden“, so Jörn Wieben von der Gemeindevertretung Nindorfs, „um die richtigen Entscheidungen für unser Dorf treffen zu können.“

Olaf Prüß, Regionalmanager der AktivRegionen Steinburg und Holsteiner Auenland, machte den Vorschlag, dies mit in die Beratung des AktivRegionen-Netzwerkes zu nehmen, um entsprechende Informationen zusammenzutragen und bereitstellen zu können. So könnten Fragen nach Organisationsformen, rechtlichen Absicherungen, Investorensuche oder Eigentumserwerb und -betrieb durch die Gemeinde sachgerecht und zielführend beantwortet werden.

Nindorf zeichnet sich durch eine starke generationsübergreifende Gemeinschaft aus und hat eine der größten Landjugendvereine in Schleswig-Holstein. Die Gewerbetreibenden in dem nur 500 Einwohner-Dorf profitieren von dem schnellen Internetanschluss in allen Haushalten. „Wir haben schon seit 2011 über 80 Prozent unserer Haushalte ans Breitband angeschlossen – nur deshalb sind Firmen geblieben oder sogar extra zu uns gezogen“, so Jens Michaelis, 1. stellvertretender Bürgermeister.

Jürgen Blucha, Referatsleiter Ländliche Entwicklung im Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration des Landes Schleswig-Holstein, stellte die aktuelle Förderlandschaft vor.
Christina Pfeiffer aus dem Referat Ländliche Entwicklung des Ministeriums für Inneres, ländliche Räume und Integration, erläuterte Fördermöglichkeiten zur Modernisierung von MarktTreffs.

Wie sehr die MarktTreff-Idee ganz individuell auf das jeweilige Dorf zugeschnitten wird, zeigte sich im Vortrag von Ralf Thiessen, Bürgermeister von Christiansholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde). „Uns war es immer wichtig, den Gedanken des MarktTreffs über die Jahre und bei Veränderungen weiter zu leben – auch wenn die Gebäude und die Anforderungen wechselten.“ Ganz neu in der 230-Einwohner-Gemeinde ist der Regionale Marktplatz mit Regio-Box beim MarktTreff. „Mit unserer Regio-Box bieten wir Kunden rund um die Uhr frische regionale Produkte wie Fleisch, Eier, Milchprodukte“, so Tiessen. Beliefert und betrieben wird der besondere Lebensmittelautomat durch Landwirt Tobias Carstens Region, der Highland- und Galloway-Rinder züchtet und derzeit eine Gläserne Schlachterei aufbaut. Der Regionale Marktplatz ist eine der umgesetzten Ideen, die mit vielen engagierten Dorfbewohnern auf einer Zukunftswerkstatt in Christiansholm erarbeitet wurden. 

Den eher klassische MarktTreff mit Lebensmittelladen und Treffpunkt gibt es bereits seit 2005 in St. Margarethen (Kreis Steinburg). Olaf Prüß, Regionalmanager der AktivRegion, hat ihn über Jahre begleitet. „Die Gemeinde hat viel unternommen, um dem MarktTreff eine stabile Grundlage zu geben. So hatte jüngst der Umbau mit der Zusammenführung von MarktTreff und einer Bäckerfiliale einen sehr positiven Effekt für alle Beteiligten“, erläuterte Prüß. Die AktivRegion habe mit Fördergeld die Modernisierung des MarktTreffs unterstützt. „Es wäre schön, jetzt mal nur im ruhigen Fahrwasser unterwegs zu sein – aber die Gemeinde beginnt bereits jetzt mit genügend Vorlauf, sich nach einem Nachfolger umzuschauen,“ ergänzte Prüß.

Ingwer Seelhoff vom MarktTreff-Projektmanagement interviewte Bürgermeister Ralf Tiessen (rechts) zum neuen Regionalen Marktplatz mit Regio-Box in der Gemeinde Christiansholm.

Modernisierungen von weiteren bestehenden MarktTreffs könnten durch sich abzeichnende zusätzliche Mittel eines GAK-Sonderrahmenplans für 2019-2021 erleichtert werden (GAK = Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes). Christina Pfeiffer vom Referat ländliche Entwicklung im Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration stellte die Fördermöglichkeiten zusammen mit Referatsleiter Jürgen Blucha vor. „Natürlich gebe es dafür bestimmte Grundbedingungen, die jeweils mit dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume besprochen werden sollten. „Ich freue mich“, so Pfeiffer, „dass sich diese kombinierten Bundes- und Landesmittel abzeichnen, und hoffe, dass die MarktTreffs sie nutzen werden.“ Und Jürgen Blucha betonte voller Optimismus: „Wir alle tragen die MarktTreffs als gemeinsames Projekt – und ich wünsche mir, dass wir deshalb die Themen der Zukunft gemeinsam anpacken.“

Die Diskussion unter den Teilnehmenden – bei Currywurst und Krautsalat aus der Hausküche – zeigte, dass die Umsetzung des MarktTreff-Projektes in Wiemersdorf und der Wissensaustausch gerade bei Gemeinden, die sich gerade erst auf den MarktTreff-Weg machen, auf großes Interesse stieß. So zeigte sich Bernhard Horstmann, 2. stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Glasau (Kreis Segeberg), positiv angetan von der „informativen und abwechslungsreichen Austauschrunde“ und die präsentierten Informationen. „Die können wir als Werkzeuge für unseren Weg zum MarktTreff gut nutzen.“

Regionalmanager Olaf Prüß (links) im Gespräch mit Ingwer Seelhoff äußerte sich begeistert zu den Effekten des umgebauten MarktTreffs St. Margarethen.
Jörn Wieben (links) und Jens Michaelis betonten ihre Verwurzelung mit Nindorf und berichteten über die Faktoren, die ihre Gemeinde zum Sieger im Landes-Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft" werden ließ.
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