• Austausch auf der Jahresbereisung: MarktTreff-Betreiber Sven Schmidt aus Wester-Ohrstedt und Oliver Ohm (BBE Handelsberatung) vom MarktTreff-Projektteam

Austausch auf der Jahresbereisung: MarktTreff-Betreiber Sven Schmidt aus Wester-Ohrstedt und Oliver Ohm (BBE Handelsberatung) vom MarktTreff-Projektteam

MarktTreff-Jahresgespräche:
Viel Schwung – und Bedarf an Modernisierungen

K i e l  MT 25.07.2019 – Vor einem Jahr starteten zahlreiche neugewählte Bürgermeister und Gemeindevertreterinnen und -vertreter in die Wahlperiode – mit klaren Bekenntnissen zu den MarktTreffs in ihren Dörfern. Jetzt war das Beraterteam von ews group und BBE Handelsberatung (beide vom landesweiten MarktTreff-Projektteam) bei der diesjährigen Bereisung der über 35 Standorte sehr gespannt, was sich tatsächlich getan hat,  und wurde positiv überrascht. In einigen Orten kam es zu Betreiberwechseln, anderenorts verbesserte sich die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Betreibern merklich.

Die wirtschaftliche Entwicklung im Berichtszeitraum des Jahres 2018 zeigt sich als solide und spiegelt sich in Zahlen so wider: Elf MarktTreffs zeichneten sich im Jahr 2018 durch ein stabiles Ergebnis aus, 14 Betreiber erzielten sogar eine Steigerung bei Umsatz oder Ertrag. Der ungewöhnliche Sommer 2018 trug grundsätzlich zu guten Umsätzen bei. In einer Phase des Auf- und Umbruchs sind neun Standorte, da sie derzeit ihren Betrieb starten oder neu ausrichten. In kritischer Lage sind vier Standorte.

Stark nachgefragtes Thema auf der Rundreise war das Sonderprogramm zur Modernisierung bestehender MarktTreffs, welches das Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration in 2019 aufgelegt hat. „Da haben unsere Gespräche gezeigt, dass es eine Reihe von MarktTreffs gibt, die anpacken wollen und müssen“, so Kerstin Rönick, MarktTreff- Projektmanagerin. Immer wieder standen zudem die Auswirkungen der Digitalisierung, Gemeindeentwicklung und Bürgeransprache im Mittelpunkt.

Gleich drei Standorte haben in den vergangenen zwölf Monaten einen Betreiberwechsel vollzogen. So gab es einige Premieren bei den Jahresgesprächen. Erstmals dabei: Sven Schmidt, der im April den MarktTreff Wester-Ohrstedt neugestaltet als REWE nahkauf zusätzlich zu seinem Laden in Treia eröffnete, Familie Langholz, die außer ihrem nahkauf in Mildstedt nun den MarktTreff in Rantrum betreiben, und Familie Kutzner, die den komplett umgestalteten MarktTreff Großsolt wiederbeleben.

„Wir sind sehr froh, nachdem sich die Neue Arbeit Nord (NAN) aus dem MarktTreff Rantrum zurückgezogen hat, eine erfahrene Kaufmannsfamilie bei uns zu begrüßen“, so Bürgermeister Henning Weitze von der nordfriesischen Gemeinde. Einiges solle im Laden noch verändert werden, um die Kunden zwischen Kasse, Post und Bäcker noch besser bedienen zu können. Das Café wird stärker frequentiert und die Außenanlagen sollen zukünftig intensiver genutzt werden. Die Gemeinde platzt in den Kapazitäten für Kindergarten und Schule aus den Nähten und will sich da Gedanken für Veränderungen machen.

Kaufmann Sven Schmidt, der aufgrund der arbeitsintensiven Feiertage nicht in aller Ruhe seine Geschäftsübernahme in Wester-Ohrstedt (Kreis Nordfriesland) starten konnte, fühlt sich in der Gemeinde bereits gut aufgenommen. „Ich hatte nicht geplant, so schnell einen zweiten Markt zu übernehmen. Aber es ergab sich alles sehr gut – und die Chance wollte ich dann gern nutzen“, so Schmidt. Den für ihn noch neuen MarktTreff-Gedanken empfindet er als spannend und herausfordernd, will ihn aber mit seinem Handeln stärken. Die Gemeindevertretung – fast alle Mitglieder wurden neu in das kommunale Gremium gewählt - freue sich auf die Zusammenarbeit und habe den Wunsch geäußert, einen Mittagstisch zu entwickeln – wie es ihn an anderen MarktTreff-Standorten bereits gebe.

Für den MarktTreff in Großsolt (Kreis Schleswig-Flensburg) wurde mit Erfolg die Neustarttaste gedrückt, nachdem die NAN auch diesen Standort abgegeben hatte. Gemeindevertreter Jens Johannsen kümmerte sich in dieser Übergangsphase besonders intensiv um die Weiterentwicklung. Mit dem Ehepaar Kutzner seien vertrauensvolle Betreiber gefunden worden, um dem MarktTreff mit ihrem Konzept neues Leben einzuhauchen. Dass der Start gelungen ist, davon überzeugte sich das MarktTreff-Bereisungsteam: ein sehr geschmackvolles Ambiente, ein jetzt lichtdurchfluteter Cafébereich, ein kleines Sortiment frischer Waren aus der Region und ein üppiges Blumenangebot laden zum Verweilen und Kaufen ein. Trotzdem müssten noch ein paar Hürden genommen werden, so Johannsen: eine feuchte Wand sei zu sanieren, Kühlgeräte seien zu optimieren. In jedem Fall bleibt Großsolt nicht stehen: „Es soll eine Projektgruppe Großsolt 2050 eingerichtet werden, in der auch die Jugend miteinbezogen wird, um unsere Gemeinde weiterzuentwickeln“, sagt Gemeindevertreter Johannsen.

Auch Ladelund (Kreis Nordfriesland) will sich unter dem neuen Bürgermeister Lutz Martensen weiterentwickeln und mit der Zeit gehen. Bürgerinnen und Bürger erhalten jetzt regelmäßig einen Infobrief, um über die Belange des Dorfes besser informiert zu sein. Für die Gemeindevertretung gibt es eine spezielle Social-Media-Gruppe für den schnellen Austausch. Der Jugendtreff im MarktTreff Ladelund – neuerdings in JuLa umbenannt – wurde durch die neue Leitung wieder richtig belebt. Die jungen Leute sind engagiert und möchten nun eine Modernisierung vorantreiben: Denn der alte Käsekeller der ehemaligen Meierei wartet nur darauf, mit neuen Ideen genutzt zu werden. „Da kommt so ein Modernisierungsprogramm des Landes gerade richtig“, so Bürgermeister Martensen.

Modernisierungsinteresse zeigen auch Schwabstedt, Jörl, Brodersby und Haselund. Hartmut Jensen, seit einem Jahr Bürgermeister in Schwabstedt (Kreis Nordfriesland), ist voller Tatendrang und möchte gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen für eine Umgestaltung des MarktTreffs erarbeiten. So liefen Gespräche mit der Raiffeisenbank, die Interesse habe, in den MarktTreff zu ziehen. In Jörl (Kreis Schleswig-Flensburg) trifft sich regelmäßig die Jörler Runde, um Ideen rund um den MarktTreff mit den Betreibern zu diskutieren. So wird ein barrierefreier Zugang in den MarktTreff gewünscht, zudem gibt es Überlegungen für räumliche Umgestaltungen. Veränderungen bahnen sich in Brodersby (Kreis Schleswig-Flensburg) an – auch hier plant die NAN einen geordneten Rückzug aus dem MarktTreff. So wird derzeit nach allen Seiten geschaut, wie es mit dem MarktTreff erfolgreich weitergehen kann. 

Umbrüche zeichnen sich in den Gemeinden Wiemersdorf (Kreis Segeberg) und Hennstedt (Kreis Dithmarschen) ab. In beiden Dörfern haben Verwerfungen zwischen den Gemeinden und den Betreibern der MarktTreff-Restaurants zur jeweiligen Trennung geführt. Derzeit suchen die Gemeinden nach verlässlichen Lösungen.

Die besondere Stärke des MarktTreff-Modells, auch in schwierigen Situationen in gemeinsamer Verantwortung von Gemeinde, Dorfgemeinschaft und MarktTreff-Betreiber zukunftsfähige Wege zu finden, wurde auf der Jahresbereisung 2019 immer wieder herausgestellt und durch konkrete Beispiele belegt.

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